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Verbitterung

    Eine Verbitterung ist meist die Folge einer großen persönlichen Kränkung, d. h., man fühlt sich von einem anderen Menschen oder auch einer Gruppe von Menschen ungerecht behandelt und missverstanden, ist daher verletzt und fühlt sich aber gleichzeitig hilflos, denn man weiß nicht, was man dagegen unternehmen kann. Ein grundsätzliches Problem einer Kränkung ist, dass viele Betroffene nicht in der Lage sind, diese Gefühle anzunehmen oder zu akzeptieren, sondern sie neigen dazu, negative Emotionen zu verdrängen. Ein Mensch, der verbittert ist, empfindet seine Umwelt oft als hinterhältig, brutal und rücksichtslos und reagiert mit Rückzug und machmal sogar Rachegeöüsten. Das Gefühl von Verbitterung ist daher eine zusammengesetzte Emotion, die als eine Mischung aus Ärger, Angst und Hoffnungslosigkeit beschrieben werden kann. Verbitterung entsteht vor allem dann, wenn Menschen sich von anderen oder auch vom Schicksal generell benachteiligt fühlen.

    Eine Folge der Verbitterung und der damit einhergehenden Enttäuschung und Hilflosigkeit ist daher manchmal das Gefühl ohnmächtiger Wut, der Wunsch nach Rache, Feindseligkeit und aggressive Verhaltensweisen tauchen auf, bei eher nach innen gewandten Menschen entstehen Depressionen und Niedergeschlagenheit. Somatische Folgen eines solchen Traumas sind Schlafstörungen, Magen- und Darmstörungen, Essstörungen und in der Regel Konzentrationsprobleme, denn die Gedanken von verbitterten Menschen kreisen ständig um das kränkende Ereignis oder die Person.
    Bei Chronifizierung kann es zu einer posttraumatische Verbitterungsstörung  kommen, wobei sich Menschen in ihrer Kränkung selbst weitere Verletzungen hinzufügen und sich in einem Teufelskreis von Erinnerungen immer weiter traumatisiert.

    Aus psychologischer Sicht ist eine Verbitterung keine grundlegende Emotion, sondern die Folge eines verletzten Selbstwertgefühls und eines damit verbundenen geringen Selbstvertrauens, sodass in dem Ausmaß, in dem Betroffene lernen, ihr Selbstwertgefühl und ihr Selbstvertrauen zu stärken, sie Angriffe anderer nicht mehr als persönliche Kränkung erleben und daher deren Hilflosigkeit abnimmt, wobei in der Regel die Verzeihung eine wesentliche Rolle spielt.

    Untersuchungen (Poutvaara & Steinhardt, 2015) zeigen etwa, dass ein positiver Zusammenhang zwischen Verbitterung und einer kritischen Einstellung gegenüber Zuwanderung besteht, d. h., je verbitterter Befragte sind, desto eher machen sie sich in dieser Hinsicht Sorgen. Dieser Zusammenhang besteht dabei sowohl für Frauen als auch für Männer und ist auch unabhängig von der gesellschaftlichen Schicht, d. h., weder Bildungsgrad noch Arbeitssituation, Angst vor Kriminalität oder die individuelle Lebenszufriedenheit können den Effekt erklären. Man vermutet, dass verbitterte Menschen, die vom Leben enttäuscht sind, auch anderen Menschen wie Migranten kein besseres Leben gönnen. Verbitterung von Menschen kann daher zu einer erhöhten Fremdenfeindlichkeit beitragen.

    Literatur
    Poutvaara, P. & Steinhardt, M. F. (2015). Bitterness in life and attitudes towards immigration. SOEPpapers on Multidisciplinary Panel Data Research. The German Socio-Economic Panel study.
    WWW: http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.519191.de/diw_sp0800.pdf (15-12-08)


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