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Lernbedürftigkeit

    Lernbedürftigkeit beschreibt ein charakteristisches Merkmal des Menschen, der im Gegensatz zum Tier nur wenige angeborene Verhaltensmuster und Instinkte besitzt, d. h., der Mensch kommt als unfertiges, unspezialisiertes Lebewesen auf die Welt und muss die arteigenen Verhaltensweisen wie aufrechter Gang, Sprache im ersten Lebensjahr erst erlernen – man spricht daher auch oft von physiologische Frühgeburt oder extrauterinem Frühjahr.
    Diese Unreife bei der Geburt ist deshalb besonders wichtig, damit der Mensch später seine Verhaltensweisen im Umgang mit seinen Mitmenschen erlernen kann.

    Der Lernbedürftigkeit des Menschen steht aber seine überaus hohe Lernfähigkeit gegenüber, d. h., im Gegensatz zum Tier ist er nicht von immer gleich ablaufendem, instinkthaftem Verhalten abhängig, sondern er hat die Möglichkeit, sich an eine ständig verändernde Umwelt und sich daher immer neuen Situationen anzupassen.

    Der Begriff Lernbedürftigkeit geht auf Adolf Portmann (1956) zurück, der damit beschreiben wollte, dass die Natur die Lernbedürftigkeit mit einem möglichst frühen Beginn von Lernprozessen Rechnung trägt. Kennzeichnend für den Menschen ist infolge dieser Vorverlegung der Geburt, dass viele Entwicklungsprozesse nicht isoliert, sondern eingebettet in eine soziokulturelle Umgebung stattfinden, sodass er durch seine Angewiesenheit auf andere Menschen für soziale Kontakte und Umwelteinflüsse offen ist, was wiederum eine Voraussetzung für kulturelles und geistiges Lernen darstellt.

    Literatur

    Portmann, A. (1956). Zoologie und das neue Bild vom Menschen. Hamburg.


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