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Muttersprache

    Gemeinhin bezeichnet man als Muttersprache diejenige Sprache, die ein Mensch als Kleinkind zuerst erlernt hat, denn oft zeigt sich, dass sekundär erworbene Sprachkenntnisse auch nach langjähriger Sprachpraxis zu einer nicht idiomatischen Ausdrucksweise führen können.  Aus Untersuchungen weiß man, dass der Akzent und die Melodie der Erstsprache sich beim Menschen so stark und irreversibel einprägen, dass sie diesen ein Leben lang begleiten und meist auch die später erlernten Sprachen durchdringen. Beim Erlernen der Erstsprache werden neuronale Verarbeitungsroutinen ausgebildet, die sich später nicht mehr ändern lassen und auf denen alle anderen sprachlichen Lernprozesse aufbauen. Die prototypische und meist prägende Erstsprache zeichnet sich gemäß soziolinguistischer Kriterien dadurch aus, dass sie im Gegensatz zu Zweit- und Fremdsprache bereits früher und ungesteuert erlernt wurde. Lese- und Hörverstehen, Schreib- und Sprechfertigkeit sind bei Erstsprachlern vollständig ausgebildet.

    Andererseits gibt es aber Menschen, die ihre gesamte Schulbildung in einer anderen Sprache als ihrer Muttersprache erworben haben, und in diesem Fall in ihrer Zweitsprache über eine größere aktive Sprachbeherrschung verfügen.

    Muttersprache und Erstsprache können aber auch auseinanderfallen, etwa bei Migrantenfamilien, deren Kinder erfolgreich in die Gesellschaft des neuen Heimatlandes integriert sind. So erwerben solche Kinder zum Beispiel häufig Sprachkompetenz vor allem in der Landessprache, während die Kompetenz in der Nutzung ihrer Muttersprache mit zunehmendem Alter immer mehr zurückbleiben kann.

    Als Muttersprachenprinzip wird übrigens die Ansicht bezeichnet, dass immer Übersetzer aus einer Fremdsprache (Ausgangssprache) in die jeweilige Muttersprache (Zielsprache) übersetzen oder dolmetschen sollten, denn man nimmt an, dass nur in der Muttersprache Texte produziert werden können, die sprachlich, kulturell und textuell unauffällig sind.


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