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Hypoaktivität

    Als Hypoaktivität (Unteraktivität) bezeichnet man die besonders ausgeprägten Leitsymptome des vorwiegend unaufmerksamen ADHS-Subtyps, wobei der Begriff in der wissenschaftlichen Literatur eher selten verwendet wird. Aufmerksamkeitsstörungen ohne Hyperaktivität führen häufiger bei Mädchen zu deutlichen, vor allem schulischen Leistungseinschränkungen, den die davon Betroffene wirken verträumt, ziehen sich zurück, wirken ruhig und angepasst, arbeiten extrem langsam und meist unmotiviert (Krowatschek 2001).

    Ein hypoaktives Kind wird manchmal als lernschwach bzw. wenig intelligent qualifiziert und dadurch völlig verkannt. Diese stillen und daher unauffälligen und oft verträumt wirkenden Kinder werden daher in vielen Fällen zu spät diagnostiziert und behandelt, wobei das Risiko für eine Weiterentwicklung vermutlich eben so groß ist wie bei hyperaktiven Kindern. Nicht selten leidet unter diesem Phänomen das Selbstwertgefühl dieser Kinder und deren soziale Kompetenzentwicklung.

    Hilfe können diesen Kindern dabei Strukturen, Regeln und Rituale geben, die aber aus lernpsychologischer Perspektive konsequent durchgehalten werden müssen.

    Über die Ursachen von Hypoaktivität gibt es zahlreiche Hypothesen, wobei man ähnlich wie bei Hyperaktivität eine genetische Prädisposition sowie die Wirkung bestimmter vor allem sozialer Lebensumstände vermutet. Auch die in der eher außenwissenschaftlichen Szene kursierenden Ernährungsfaktoren werden in manchen Publikationen genannt, zumal Ernährungsumstellungen gelegentlich positiv wirken können, was aber auch durch Placeboeffekte bzw. den Hawthorne-Effekt erklärt werden kann.

    Hypoaktivität ist damit auch eine Lernstörung, die die Fähigkeit von Menschen beeinträchtigt, Informationen oder Situationen zeitnah zu verarbeiten und darauf zu reagieren. Die oft als Aufmerksamkeitsdefizit-Hypoaktivitätsstörung oder Aufmerksamkeitsdefizitstörung ohne Hyperaktivität bezeichnete Hypoaktivität kann somit eine Störung sein, die gekennzeichnet ist durch die Unfähigkeit, Informationen vollständig und schnell zu verarbeiten, durch ein scheinbar reaktionsarmes Verhalten und durch Schwierigkeiten, mit belastenden und sozialen Situationen umzugehen. Man geht davon aus, dass es sich um eine genetisch bedingte neurologische Erkrankung handelt, die die Frontallappen des Gehirns betrifft, obwohl es auch andere mögliche Ursachen gibt, darunter Umwelteinflüsse und Schwierigkeiten während der Schwangerschaft und der Geburt. Man geht generell davon aus, dass es sich bei der Hypoaktivität um eine genetisch bedingte neurologische Störung handelt, die die Frontallappen des Gehirns beeinträchtigt. Menschen und hier insbesondere Kinder, die an einer Hypoaktivitätsstörung leiden, sind nicht in der Lage, einen Gedanken zu fassen und ihn schnell in eine Handlung umzusetzen. Zu den charakteristischen Anzeichen gehören eine Verzögerung bei der Beantwortung von Fragen, Schwierigkeiten bei zeitlich begrenzten Aufgaben, Unaufmerksamkeit in der Schule und schlechte oder nicht ausreichende Zensuren. Die Betroffenen zeigen dabei ein ungewöhnlich schüchternes oder stilles Verhalten, haben eine Verzögerung ihrer motorischen Fähigkeiten und Reflexe und zeigen mitunter auch soziale Probleme. Lehrer und Eltern halten Kinder mit Hypoaktivität oft für nicht fleißig genug in der Schule oder für faul, was sich auch in den Symptomen Ängstlichkeit und Desorganisation äußert. Besonders die Angst, sich nicht in die Gemeinschaft einzufügen, und der Druck durch die Beurteilung durch Gleichaltrige aushalten zu können, führt dazu, dass Betroffene oft emotional erschöpft sind und sich noch mehr zurückziehen. Diese sozialen Probleme, die sich aus der Hypoaktivität ergeben, können für die Betroffenen lähmend sein, sodass nicht selten andere psychologische Störungen diagnostiziert werden, etwa Depressionen oder Angststörungen. Mittels einer Positronen-Emissions-Tomographie oder eines Reflextests kann festgestellt werden, ob eine eine verminderte Gehirnaktivität bzw. Reaktionsfähigkeit vorliegt. Psychologische Tests zur Erfassung der Verarbeitungsgeschwindigkeit aber auch die direkte und aufmerksame Beobachtung durch Eltern und Lehrer bzw. Lehrerinnen können die Diagnose untermauern (Probst, 2015).

    Anmerkung: Der Begriff der Hypoaktivität wird im englischen Sprachraum übrigens vorzugsweise mit sexuellem Verhalten in Zusammenhang gebracht, wobei mit hypoaktivem sexuellem Verlangen (Hypoactive Sexual Desire Disorder, HSDD), Hyposexualität oder gehemmtem sexuellem Verlangen (Inhibited Sexual Desire, ISD) eine sexuelle Funktionsstörung bezeichnet wird. In diesem Sinne wäre das Pendant dazu die Nymphomanie bzw. die Satyriasis.

    Literatur

    Krowatschek, D. (2001). Alles über ADS. Ratgeber für Lehrer und Eltern. Düsseldorf: Patmos.
    Probst, L. L. (2015). What Is Hypoactivity?
    WWW: https://www.wise-geek.com/what-is-hypoactivity.htm (15-04-02)
    Stangl, W. (2005). Ritalin und ADHS aus psychologischer Sicht. Suchtmagazin, 31, 3-8.
    Stangl, W. (2014). Hyperaktivität Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom Hyperaktivitätsstörungen. [werner stangl]s arbeitsblätter.
    https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/GEDAECHTNIS/Hyperaktivitaetsstoerung.shtml


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