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sensorische Erziehung

    Sensorische Reize aller Art, u.a. taktile, akustische, visuelle, olfaktorische, gustatorische und Körpersinn, fördern die Ausbildung der Persönlichkeit und eröffnen ihr einen vielfältigen Weltbezug. Zudem weisen sensorische Erfahrungen einen engen Bezug zum Körper auf und sind an der Ausprägung des Körperschemas beteiligt. Von daher ist ein Unterricht, der verschiedene Sinnesorgane anspricht und vielfältige Sinneseindrücke ermöglicht, identitätsfördernd und wirkt gestörten Umweltbeziehungen wie Drogenkonsum oder Essstörungen entgegen. Schulfächern wie Kunst, Musik und Textilgestaltung kommt daher besondere Bedeutung zu, denn die Arbeit mit textilen Stoffen kann z.B. zahlreiche sinnliche Erfahrungen auslösen (taktil, optisch) und erlaubt darüberhinaus vielfältige Bezüge zum Leben der SchülerInnen.
    Sensorische Erfahrung als Methode ist spätestens seit der Reformpädagogik Allgemeingut der Pädagogik und kommt in fast allen Richtungen zur Anwendung. Dazu gehört auch, im Unterricht gelegentlich (einfache) Mahlzeiten zuzubereiten und gemeinsam einzunehmen oder andere Aktivitäten zu veranstalten, bei denen Genuss kultiviert wird (Konzerte, Modenschauen, Parfümproben etc.), der außerdem Anklang an Initiationsrituale bietet. Wünschenswert ist somit ein Unterricht, der nicht nur sensorische Erfahrung ermöglicht, sondern diese auch in eine entsprechende Atmosphäre einzubetten versteht und auf diese Weise das Erlebnis sensorischer Erfahrung und den Genusscharakter, den sensorische Reize bieten können, hervorhebt. Gemeinsamer Genuss stellt dabei ein Moment dar, das das Bewusstsein für Gemeinschaft äußerst effektiv hervorbringt, damit ein wichtiges Stück sozialer Kompetenz schafft. Selbstverständlich kommt es aber auch hier darauf an, die Bedürfnisse der SchülerInnen zu berücksichtigen, denn Genuss kann nicht erzwungen werden und hängt eng mit den Beziehungen der Beteiligten untereinander zusammen.

    Des Weiteren gehört zu einer sensorischen Erziehung auch die Gestaltung des Lernumfelds, also z.B. der Schulräumlichkeiten, die ansprechend, vielfältige Sinneseindrücke ermöglichen und letztlich bewohnbar sein sollten, z.B. durch Pflanzen, Gemälde, Kunstobjekte und die Verwendung verschiedener Materialien, auch“weicher wie Textilien, Plastik oder Schaumstoffe, die zu Erkundung und Exploration herausfordern. Zum Lernumfeld gehören auch Aktivitäten, die um den schulischen Unterricht herum gruppiert sind, wie Klassenfahrten, Feiern oder Projekte, die von der Schule ausgehen und Engagement auf verschiedenen Gebieten, z.B. lokale Biotop-Pflege (Hochbeete im Schulgarten) oder politische Anliegen wie den Einsatz für Amnesty International zum Gegenstand haben können. Solche Aktivitäten ermöglichen vielfältige sinnliche Eindrücke und sind vor allem durch ihre Integration von Sensorik und Kognition sinnvoll. Auch der Sportunterricht mit seiner direkten körperlichen Betätigung dient dem Ziel, ein authentisches Körpergefühl und damit Identität auszubilden. Gleichzeitig wird dadurch der Körpersinn entwickelt, d.h., das fast unbewusste Gefühl für den eigenen Körper, die inneren Vorgänge und die Koordination der Bewegungsabläufe. Dazu ist nicht nur der Turnunterricht wichtig, sondern auch der Einbau in den Unterricht etwa durch kurze Phasen mit Entspannungsübungen, Atemtechniken, Muskellockerung oder Yogaübungen, wodurch der Unterricht aufgelockert, strukturiert, Konzentration und Konzentrationsfähigkeit möglicherweise gesteigert und der Forderung nach Ganzheitlichkeit des Unterrichts Genüge getan wird. Gleichzeitig wird durch regelmäßige Übung ein Bewusstsein für Gesundheit geschaffen, die als schützenswertes und kulturelles Gut anerkannt ist.

    Quelle
    http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at:4711/LEHRTEXTE/Knopf00.html (01-11-12)


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