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katastrophisches Gehirn

    Der eher populärwissenschaftliche Begriff das katastrophische Gehirn beschreibt jenen Automatismus des menschlichen Gehirns, sich bevorzugt auf Gefahren, Probleme und Schwierigkeiten zu konzentrieren, d. h., dass Menschen bei ihren Tätigkeiten im Berufsleben oder auch privat permanent auf Problemsuche sind. Aus evolutionärer Sicht diente dieser Automatismus dem Überleben der Menschen und ist es heute nur noch in seltenen Fällen sinnvoll, etwa wenn man im Straßenverkehr schnell reagieren muss.

    Nach Martin Seligman besitzt der Mensch evolutionär bedingt deshalb ein katastrophisches Gehirn, das immer auf das Schlimmste gefasst ist, da der Mensch als Art vermutlich nur deshalb überlebt hat, weil er sich vorwiegend auf das konzentriert hat, was schief laufen kann, und nicht auf das, was gut geht. Um dieser obsoleten Vorherrschaft der negativen Gefühle über das Leben zu begegnen, betonen die positiven Psychologen und die Evolutionspsychologen die heute wichtigere Funktion der angenehmen Gefühle. Freude, Lachen, Lust, Liebe, Zufriedenheit und so weiter stellten auch schon früher einen maßgeblichen evolutionären Vorteil dar, denn sie ermöglichten Kooperation, Arbeitsteilung und das allmähliche Entstehen komplexer Kulturen. Nicht mehr der Aggressivste, Misstrauischste, Ängstlichste überlebte und gedieh, sondern der Neugierige, zur Freundschaft Fähige, zu Humor und Bindung Begabte, Experimentierfreudige. So suchen Frauen bei der Partnerwahl nicht mehr nur die ökonomische Potenz, sondern sie fühlen sich zu Männern hingezogen, die witzig sind und sie zum Lachen bringen.

    Auch Daniel Kahneman sieht im Glücksniveau eines Landes einen wichtigen Produktivitätsfaktor, denn nicht der Erfolg einer Volkswirtschaft macht ihre Mitglieder glücklich, sondern glückliche Menschen sind bessere Arbeiter, Angestellte, Unternehmer. Negative Emotionen wie Wut, Ekel, Hass oder Angst verengen das Spektrum der Denk- und Handlungsalternativen und blenden alles aus, was nicht unmittelbar einer Problemlösung dient.


    Wussten Sie übrigens 😉

    „Das Gehirn wandert aus dem Auto in die Cloud!“

    Matthias Zink, CEO Automotive, 2020 über Transformationsprozess in der Autoindustrie


    Negatives Denken ist nach Ansicht mancher Experten auch ein Phänomen unserer Zeit und basiert auf genau diesem Automatismus des menschlichen Gehirns. Das menschliche Gehirn merkt sich bevorzugt Probleme, achtet besonders auf Gefahren, man erinnert sich am Ende des Tages eher an das nicht Erledigte als an das Erledigte, an genau jenes Telefonat, das gekränkt hat und nicht an die vielen gelungenen. Man benötigt viel geistige Energie, um dieser Form des Denkens bewusst gegenzusteuern, die aber besonders abends fehlt, wenn man müde vom Tag ist.

    Negatives Denken ist generell in der Gesellschaft noch immer verbreiteter als positives, weil es zum einen ein wichtiger entwicklungsgeschichtlicher Überlebensreflex ist, aber auch weil die Menschen immer noch ihr Heil darin suchen, sich als Opfer der Umstände zu betrachten und sich damit wenig Einfluss auf die Entwicklung zuschreiben. Wenn sich irgendwo eine Herausforderung zeigt, versucht man das Problem zu erklären, ihm einen klingenden Namen zu geben, in der eigenen Biografie zu wühlen, in der man dann alles Mögliche findet, nur nicht die Erkenntnis, dass man es allein in der Hand hat.


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    Ein Gedanke zu „katastrophisches Gehirn“

    1. Der Austrickser

      Angeblich kann man das katastrophische Gehirn auch austricksen:

      Zwar widerstrebt es der Natur deines Gehirns, positiv zu denken. Doch dieses faszinierende Wunderwerk lernt zum Glück schnell. Das bedeutet, dass du es mit simplen Maßnahmen „umprogrammieren“ kannst, sodass es seine Skepsis sowie die Erwartung von Gefahren oder anderen negativen Ereignissen loslassen und sich stattdessen auf das Gute in deinem Leben fokussieren kann. Und wenn du Gutes erwartest, greift die selbsterfüllende Prophezeiung und es wird Gutes geschehen – vor allem aber wirst du es endlich wahrnehmen. Denn vermutlich gibt es schon jetzt viele Dinge, die in deinem Leben positiv laufen, aber die du schlichtweg ignorierst, denn sie sind für dein Gehirn irrelevant. Folgende Tipps helfen dir dabei, genau diesen Mechanismus umzukehren:

      Schreibe ein Tagesbuch (sic!), aber notiere nur jene Dinge, die heute gut gelaufen sind und die in dir positive Gefühle geweckt haben. Blende also bewusst die negativen Ereignisse, Gedanken & Co aus. Selbst Kleinigkeiten wie ein „Gut gemacht!“ von deinem Chef können und sollten in diesem Tagebuch festgehalten werden. Dadurch trainierst du dein Gehirn, sich auf das Gute zu konzentrieren, selbst im ganz Kleinen.

      Erinnere dich außerdem im beruflichen sowie privaten Alltag immer wieder daran, das Negative auszublenden und die positiven Dinge (mehr) wertzuschätzen. Vor allem, wenn du merkst, dass deine Laune sinkt und du gerade wütend, traurig oder ängstlich bist, ist es Zeit zum Innehalten – und dafür, deine Gedanken bewusst „umzulenken“. Mit etwas Übung gelingt das erstaunlich gut.

      Konzentriere dich außerdem auf das Hier und Jetzt. Denn viele negative Gefühle entstehen durch deine Erwartungshaltung, weil du dich auf diejenigen Termine, Situationen & Co fokussierst, die in Zukunft eintreten könnten. Das triggert Ängste und andere ungewollte Emotionen, obwohl diese Situation vielleicht niemals real wird. Wie du nun aber bereits weißt, unterscheidet das Gehirn nicht zwischen Vorstellung und Wirklichkeit. Achte deshalb darauf, in der Gegenwart zu leben. Vielleicht hilft dir dabei auch eine Strategie wie Meditation oder Yoga. Manchmal reicht es aber bereits aus, dich immer wieder selbst zu ermahnen und deine Gedanken in den Moment zu lenken; wieder und wieder und wieder.

      Solltest du es hingegen manchmal nicht schaffen, eine positive Grundstimmung rein durch die Kraft deiner Gedanken hervorzurufen, darfst du die Gegenwart verlassen – aber in die entgegengesetzte Richtung. Tauch ein in positive Erinnerungen. Gerne kannst du dafür dein Tagebuch aus dem ersten Tipp verwenden. Aber auch Fotos eines glücklichen Urlaubs, die Bilder vom Kennenlernen deines Partners oder deiner Partnerin, das Schwelgen in lustigen Erinnerungen mit deinen Freunden oder einfach das Nachdenken, was in deinem Leben bislang gut und erfolgreich verlief, sind Beispiele für Strategien, die in vielen Fällen funktionieren und dich aus deinem katastrophischen Gehirn ausbrechen lassen. Ziel ist natürlich, dass du anschließend mit dieser positiven Grundstimmung und Erwartungshaltung wieder in den Moment zurückfindest.

      Literatur
      Franke, M. (2019). Psychologie: Euer „katastrophisches“ Gehirn will euch ausbremsen — so könnt ihr es austricksen.
      WWW: https://arbeits-abc.de/katastrophisches-gehirn/ (19-12-13)

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