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Angstlust

    Als Angstlust bezeichnet man in der Psychologie ein ambivalente Gefühlslage, bei der in einer Phase der Angst aus dem Gedanken an die erfolgreiche Bewältigung ein erregendes Erlebnis erwächst. Der Begriff der Angstlust stammt aus der Persönlichkeitspsychologie, Enwicklungspsychologie sowie der klinischen Psychologie, doch das Phänomen war aber schon zu Zeiten von Aristoteles bekannt, denn demnach sollte die griechische Tragödie Furcht (phobos) und Mitleid (eleos) erregen, was wiederum zur Reinigung der Emotionen (katharsis) führen sollte.

    Angstlust verspürt derjenige, der sich freiwillig äußerer Gefahr aussetzt, mit der zuversichtlichen Hoffnung, alles werde gut enden. Um Angstlust empfinden zu können, braucht man demnach ein grundsätzliches Gefühl der Sicherheit, denn die vermeintliche Gefahr lässt nur dann schaudern, weil man im Grunde weiß, dass es gut ausgehen wird. Diese Mischung von Furcht, Wonne und Hoffnung angesichts einer äußeren Gefahr ist das Grundelement aller Angstlust. Dabei ist eine psychische Distanz zum Geschehen entscheidend, um die Spannung auszuhalten.Angstlust entsteht vor allem durch das Bewusstsein einer als real empfundenen äußeren Gefahr, der sich ein Individuum willentlich  und manchmal auch nur imaginär aussetzt in der Hoffnung, die Gefahr und die damit verbundene Furcht bewältigen zu können und danach wieder sichere Geborgenheit zu erfahren.

    Nach Balint bedeutet dies das experimentelle Aufgeben und Wiedererlangen von Sicherheit. Das Streben danach hat vermutlich seine Wurzeln im Trauma frühkindlicher Trennungserlebnisse, wo man in Form von Wonneangst bzw. Angstlust (Thrill) beim Aufgeben und Wiedererlangen von Sicherheit.

    Im Spiel mit der Angst lernen Kinder auch, mit der Bedrohung umzugehen, denn schon kleine Kinder entdecken den Nervenkitzel und genießen gruselige Momente. Sich gruseln erfordert dabei die Fähigkeit, zwischen sich und anderen zu unterscheiden. Auch die Versteckspiele enthalten die Mischung aus Furcht und Wonne: die Angst, der andere könnte tatsächlich verschwinden, und die Gewissheit, dass er gleich wieder auftauchen wird. Vorschulkindern macht es Spaß, selbst in die Rolle von Monstern und Gespenstern zu schlüpfen und sich gegenseitig zu erschrecken. Im Spiel stellen sich Kinder ihren Ängsten und können erleben, dass sie mutig sind. Ähnliches passiert, wenn sie gebannt grausamen Märchen lauschen. Entkommt der Held der Gefahr, kann diese Erfahrung ein Muster für die kleinen Zuhörer sein. So lernen Kinder, dass sie mit Ängsten umgehen können. Wie viel Spannung Kinder gruselig finden und wann Panik sie erfasst, ist alters- und entwicklungsabhängig.

    Erwachsenen lebt durch eine Fixierung der frühkindlichen Wonneangst bzw. Angstlust diese in Gestalt von risikosuchenden Aktivitäten (Bungee-Jumping, Freiklettern, Fallschirmspringen usw.) weiter.


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