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Ich-Ideal

    Das Ich-Ideal bezeichnet in der Psychoanalyse das im Laufe der Entwicklung ausgebildete, persönliche Bild des richtigen Verhaltens und Erlebens als angestrebte Seite des Über-Ich, wobei ein Missverhältnis zwischen dem tatsächlichen Ich und dem Ich-Ideal eine Ursache neurotischer Spannungen und Depressionen sein kann. Das Ich-Ideal kann die Entwicklung somit fördern oder hemmen, je nachdem, ob es realistisch oder unrealistisch ist. Das Kleinkind ist narzistisch, übernimmt aber durch die wachsende Anpassung an die Umwelt die Anforderungen und Wertvorstellungen der Umwel, wobei das Ich-Ideal durch das Gewissen ergänzt wird. Vorrangig wird das Ich-Ideal wird durch das Wertesystem der erziehenden Autoritäten (Eltern, Lehrer usw.) geformt und bildet die eigentliche Quelle der Triebabwehr. Die Psychoanalyse unterscheidet dabei zwischen zwei Gewissenskomponenten: der blind-kritiklosen, die sich streng an den Umgebungsnormen orientiert und die reife, kritische. Die Entwicklungsmöglichkeiten des Individuums sind durch das Kräfteverhältnis zwischen Ich-Ideal und Gewissen bestimmt: dominiert das Ich-Ideal so kann sich der Mensch kreativ entfalten, hat das Gewissen die Übermacht, so ist das Leben neurotisch eingeschränkt.

    Freud unterscheidet in der Arbeit „Zur Einführung des Narzißmus“ (1914) die Begriffe Ich-Ideal und Über-Ich noch nicht sehr genau und auch in „Das Ich und das Es“ (1923) werden „Ich-Ideal“ und „Über-Ich“ synonym verwendet, wobei das Ich-Ideal als eine Art Vorläufer des Über-Ich verstanden wird. Spätere Autoren differenzieren die Begriffe in das Ich-Ideal als frühe Formation, deren Wurzeln in einer Phase liegen, in der das Ich noch nicht organisiert ist und das daher als eine Art Entwurf des Ichs verstanden werden kann.

    Literatur

    Freud, S. (1914). Zur Einführung des Narzißmus. In Mitscherlich, A., Richards, A. & Strachey, J. (Hrsg.), Sigmund Freud-Studienausgabe, Bd. III: Psychologie des Unbewußten. Frankfurt/M., Fischer, S .37–68.
    Freud, S. (1923). Das Ich und das Es. In Mitscherlich, A., Richards, A. & Strachey, J. (Hrsg.), Sigmund Freud-Studienausgabe, Bd. III: Psychologie des Unbewußten. Frankfurt/M., Fischer, S. 273–330
    Stangl, W. (1997). Sigmund Freud.
    WWW: https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/WISSENSCHAFTPSYCHOLOGIE/PSYCHOLOGEN/Freud.shtml (97-02-12


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