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Gedächtnishemmung

    Als Lern- bzw. Gedächtnishemmung werden in der Lernspychologie Störungen der Gedächtnisbildung bezeichnet, die während eines Lernprozesses auftreten oder auch erst nach dem eigentlichen Lernprozess in Erscheinung treten.

    Definitionen
    „Im Unterschied zu den meist organisch bedingten Gedächtnisstörungen beruhen Gedächtnishemmungen in der Regel auf Interferenzerscheinungen zwischen zwei aufeinander folgenden Lernprozessen“ (vgl. Brockhaus, o.J.). Laut dem österreichischen Psychologen H. Rohracher wird zwischen folgenden Gedächtnishemmungen unterschieden:

    • Proaktiver Hemmung: vorheriges Lernen beeinflusst das Einprägen des nachfolgenden Lernstoffes
    • Retroaktive Hemmung: ein nachfolgender Lernprozess beeinflusst vorher Gelerntes
    • Ähnlichkeitshemmung: ähnliche Inhalte bei zwei aufeinanderfolgenden Lerneinheiten beeinflussen einander
    • assoziative oder reproduktive Hemmung: ein vorhandener Gedächtnisinhalt, der schon assoziiert ist, soll mit einem neuen verbunden werden
    • ekphorische Hemmung: die Wiedergabe eines alten Lernstoffes wird durch einen kurz vorher stattfindenden neuen Lernprozess beeinträchtigt
    • affektive Hemmung: die Reproduktion des Lerninhaltes wird durch eine starke Gefühlserregung zwischen Lernen und der Wiedergabe beeinträchtigt (vgl. Brockhaus, o.J.).

    Ähnlichkeiten im Lernstoff verursachen aufgrund von Assoziationen mehrere Verknüpfungen, erhöhen gleichzeitig auch die Wahrscheinlichkeit von Verwechslungen (vgl. Fröhlich, 1993, S. 178).
    „Gedächtnishemmungen sind Störungen im Bewahren und Behalten von Gedächtnisinhalten“ (Schröder, 2001, S. 125). retroaktive Hemmungen: sequentielles Lernen von ähnlichem Inhalt wirkt sich negativ auf vorher Gelerntes aus proaktive Hemmungen: sequentielles Lernen von ähnlichem Inhalt wird durch vorher Gelerntes negativ beeinflusst Interferenzen: Störungen, hervorgerufen durch analoge Lernunterlagen (vgl. Schröder, 2001, S. 125 f).
    Gedächtnishemmungen oder Interferenzen treten sowohl beim Lernen als auch beim Behalten und bei der Wiedergabe von Lerninhalten auf. Es wird zwischen einer proaktiven und einer retrograden Hemmung unterschieden. Bei der proaktiven Hemmung beeinflusst das bereits Gelernte den neuen Lernstoff. Bei einer retrograden Hemmung beeinflusst das neu Gelernte das schon bestehende Wissen (vgl. Brinkmeyer, 2005, S. 4).
    „Die sogenannte Ähnlichkeitshemmung bedeutet: Gleichen sich zwei Stoffinhalte, so dass eine Vermischung der Elemente beider Sachverhalte stattfindet, sinkt die Reproduktionsleistung.“ Diese Hemmung kann ausgeschaltet werden, indem man kurz nacheinander nur zwei unterschiedliche Themen lernt (vgl. Benesch, 2007).

    Proaktive Hemmung Retroaktive Hemmung Ähnlichkeits-
    hemmung
    Affektive
    Hemmung
    Assoziative Hemmung
    Ein soeben erlernter Stoff A blockiert aufgrund der noch andauernden Aktivierung des Nervensystems, die Aufnahme eines neuen Lernstoffs B.
    Folge: Insbesondere vor dem Erlernen eines neues Stoffes Lernpausen einlegen.
    Die Neuaufnahme eines Lernstoffes B, wirkt blockierend auf die Erinnerungs-
    leistung bezüglich der vorher erlernten Inhalte. zuerst gelernten Stoff A.
    Folge: Die Gedächtnis-
    hemmung ist am größten bei sofortiger Aufeinanderfolge von zwei Lernphase und wenn der zuerst erlernte Stoff noch nicht genügend gefestigt ist.
    Zwei ähnliche Lernstoffe (Physik, Mathe) hemmen sich gegenseitig in der Erinnerung. Dabei ist die Gedächtnis-
    hemmung am geringsten bei zwei ähnlichen bzw. unähnlichen Lernstoffen. Folge: Lernphasen so einteilen, dass unterschiedliche Lernstoffe in Reihenfolge gelernt werden oder sehr identische Inhalte hintereinander.
    Emotional besonders tiefgreifende Ereignisse (Freude, Trauer, Enttäuschung, Angst, Erregung) blockieren die Wahrnehmung, die Motivation und damit auch die Merkfähigkeit.
    Folge: Experimental-
    gruppe
    konnten nach einem Feueralarm von drei in einem eben gehörten Märchen vorkommenden Zauberwörtern keines, die Kontrollgruppe alle nennen.
    Ist ein Lernstoff (ein Wort) oder eine bestimmte Erfahrung bereits fest mit einem anderen Wort (mit einer anderen Erfahrung assoziiert, dann ist es schwerer, neue Erinnerungs-
    assoziationen herzustellen.
    Folge: Umlernen von Assoziationen ist aufwendiger als Neulernen

    „Das kenn ich doch!“ Soundalikes

    Ein Soundalike ist eine nachkomponierte Melodie, die so ähnlich klingt wie ein meist sehr bekanntes Original, und wird in der Film-, Funk- und Werbeindustrie verwendet, um einen teuren Rechteeinkauf des Originaltitels zu vermeiden und bei Menschen ein Bekanntheitserlebnis auszulösen. Als Soundalike wird auch ein Synchronsprecher bezeichnet, der dem ursprünglichen Sprecher möglichst ähnlich klingt.

    Literatur

    Benesch, H. (2007). Lernen und Gedächtnis.
    Online im Internet: WWW: http://www.brain-fit.com/html/lernhemmungen.html (2010-03-13).
    Brinkmeyer, K. (2005). Gedächtnispsychologische Interferenzen – Bedeutung der proaktiven Gedächtnishemmung für angewandte Lernstrategien. Lüneburg.
    Brockhaus, Enzyklopädie Online., wissenmedia GmbH,
    Online im Internet: WWW: https://han.ubl.jku.at/han/brockhausonline/www.brockhaus-enzyklopaedie.de/be21_article.php (2010-03-14).
    Fröhlich, W.D. (1993). Wörterbuch zur Psychologie. München: Deutscher Taschenbuch Verlag.
    Schröder, H. (2001). Didaktisches Wörterbuch. Oldenbourg: Verlag Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH.


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