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Tagebuchmethode – Lerntagebuch

    Ich reise niemals ohne mein Tagebuch. Man sollte immer etwas Aufregendes zu lesen bei sich haben.
    Oscar Wilde

    Früher hat man Tagebücher geführt und war sauer, wenn es jemand gelesen hat.
    Heute postet man alles online und ist sauer, wenn es keiner liest.

    Die pädagogische Tagebuchmethode bzw. das Tagebuchschreiben in einem Lerntagebuch ist eine Form des schriftlichen Nachdenkens und ermöglicht Teilnehmenden am Unterricht in Einzelarbeit, geschützt und ohne jeden Offenbarungszwang, die subjektive Seite eines Themas zu erarbeiten, indem man persönliche Ergebnisse und Erlebnisse zum jeweiligen Unterricht in ein Buch oder auf gebundenen Blättern notiert oder zeichnet. Dieses Dokument bleibt privat und vertraulich, wobei was notiert wird, entweder ganz den Teilnehmerinnen und Teilnehmern überlassen bleiben kann, oder durch Leitfragen oder Satzergänzung angeregt werden kann. Ein Lerntagebuch kann viele Zwecke erfüllen: es dient z.B. dazu, Beobachtungen, Erfahrungen und Ideen festzuhalten, um an diese anzuknüpfen und über sie zu reflektieren. Es kann auch etwas Geschehenes distanzieren, verschriftlichen, um es zu verobjektivieren oder subjektive Gefühle festzuhalten, die als bedeutsam erscheinen. Ein Tagebuch setzt nachhaltig Erinnerungsspuren, die untereinander verknüpft und später wieder aufgenommen werden können. Die Tagebuchmethode richtet sich gegen das Vergessen und ist ein Instrument zur Analyse eigener Lern- und Entwicklungsprozesse. Als Unterrichtsmethode ist das Tagebuch besonders dann geeignet, wenn Verläufe, Entwicklungsprozesse, Lernstoff und Biografisches, Krisen, Konflikte und Lösungen im Blickpunt stehen. Durch die Verschriftlichung bietet ein Tagebuch auch die Chance, Distanz zum Geschehen aufzubauen, innezuhalten, zu erinnern und Schlussfolgerungen zu ziehen. Tagebücher können jedoch auch kommunikativ genutzt werden, wenn sie ausgetauscht oder besprochen werden.

    Mit einem Lerntagebuch kann man als Eltern oder auch Lehrer/Lehrerin die Lernentwicklung in den Mittelpunkt rücken, d. h., das Führen eines Lerntagebuchs kann ein wertvoller pädagogischer Impuls und eine Motivationshilfe für eigenständiges Arbeiten sein, denn man betont damit die Eigenverantwortung eines Kindes oder Jugendlichen für seinen Lernprozess. Im Lerntagebuch reflektiert man über das, was man schon gelernt hat, was man noch lernen muss und wie man beim Lernen vorgehen kann, was den Vorgang des Lernens bewusst werden lässt. Mit zunehmender Selbststeuerung können die Motivations­bemühungen von Eltern oder LehrerInnen sukzessive reduziert werden. Bei der Einführung eines Lerntagebuchs sollte man einige grundlegende Regeln beachten: Der Nutzen des Lerntagebuchs muss von Beginn an sichtbar werden, denn sonst wird es schnell zur lästigen Zusatzarbeit. Die Form des Lerntagebuchs sollte klar vorgegeben werden, z. B. ein Schulheft, ein Notizbuch oder ein Ordner. Man sollte grob abklären, was in das Lerntagebuch eingetragen werden soll und es klar vom Notiz- und Hausaufgabenheft abgrenzen.

    Literatur

    Fischer, D. (2003). Das Tagebuch als Lern- und Forschungsinstrument. In Friebertshäuser, B. (Hrsg.), Handbuch qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft. Weinheim: Beltz.
    Leßmann, B. (2006). Lesejournal oder Lesetagebuch? Grundschulunterricht, 53, 39-44.
    Stangl, W. (2012). Lerntagebücher als Werkzeug für selbstorganisiertes Lernen.
    WWW: https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LERNTECHNIK/Lerntagebuch.shtml (12-03-21)


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