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Erythrophobie – Erröten

    Erröten heißt, dass die Seele ein bisschen Rouge auflegt.
    Danielle Darrieux

    Mensch: das einzige Lebewesen, das erröten kann. Es ist aber auch das einzige, was Grund dafür hat.
    Mark Twain

    Erröten – als pathologische Form Erythrophobie – ist eine körperliche Reaktion wie Weinen, wobei sich der Körper dabei versucht abzukühlen. Erröten kann viele Ursachen haben, etwa als Begleiterscheinung einer Erkrankung, als Folge erregungssteigernder Mittel oder intensiver Sonnenbestrahlung, als Folge zu hoher Raumtemperatur, als Folge von Drogenkonsum oder als Begleiterscheinung von Emotionen wie Freude, Aufregung, Scham, Wut oder Angst. Der Kopf wird daher nicht nur rot, wenn sich jemand anstrengt oder ihm zu warm ist, sondern auch, wenn er sich schämt oder ihm etwas unangenehm ist. Die feinen Adern in der Haut sorgen für einen geröteten Teint, indem sie sich weiten und mehr Blut transportieren, was besonders bei hellhäutigen Menschen deutlich sichtbar ist. Wann und wie oft Menschen erröten, hängt auch mit individuellen Reizschwellen zusammen.

    Der Mensch ist übrigens das einzige Lebewesen, das erröten kann, wobei das Erröten mehr ist als nur der sichtbare Ausdruck verstärkter Durchblutung im Kopf, denn die körperliche Reaktion ist eng mit der Psyche verknüpft, weil sie Emotionen für andere sichtbar macht. Warum ein Mensch aber auch in peinlichen Situationen einen roten Kopf bekommt, ist noch weitgehend unklar, und es gibt verschiedene Theorien. Eine Hypothese ist, dass die Rötung des Gesichts in peinlichen Situationen ein Schutzmechanismus sein könnte, um den Menschen nach einem Regelverstoß vor dem Ausschluss aus seiner sozialen Gruppe zu bewahren, sodass der rote Kopf signalisiert, dass man weiß, man hat einen Fehler gemacht, und es einem leid tut. Verantwortlich für dieses soziale Erröten ist das vegetative Nervensystem, das nicht willentlich gesteuert werden kann, wobei der Sympathikus, der in Stresssituationen aktiv wird, den Blutgefäßen den Befehl gibt, sich zu weiten. Dabei schlägt auch das Herz schneller, die Hände werden feucht.

    Viele Menschen empfinden das Rotwerden als etwas Unangenehmes oder Unangebrachtes, wofür man sich schämen muss, wobei manche eine panische Angst entwickeln, im Beisein anderer Menschen zu erröten, was das Erröten erst recht begünstigt und fördert. Bei besonders sensiblen Menschen kann die Erwartung von Peinlichkeiten oder die Erfahrung, einmal bloßgestellt worden zu sein, sich verselbstständigen. Wenn ein Mensch daher allein wegen der Angst vor dem Erröten andere Menschen meidet, ist die Schwelle zur Erkrankung überschritten. Am schlimmsten für die Erkrankten ist das Gefühl, mit dem Problem allein dazustehen, sodass sich mit anderen Betroffenen auszutauschen helfen kann. Die Erkenntnis, dass Menschen aller sozialen Schichten, aller Berufe mit dem Erröten kämpfen, relativiert die eigenen Probleme ein wenig.

    Solange ein roter Kopf gelegentlich lästig, aber nicht quälend auftritt, können Entspannungs- und Atemübungen hilfreich sein. Zwar verhindern sie nicht das Rotwerden, lösen aber die innere Anspannung, sodass man gelassener mit der Situation umgehen kann.

    Wenn aber die Angst vor dem Erröten so groß ist, dass die Begegnung mit anderen Menschen zur Qual wird, ist professionelle Hilfe sinnvoll. Im Rahmen ihrer Dissertation entwickelte Samia Härtling (Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie der TU Dresden) sowohl diagnostische Methoden als auch ein spezifisches Behandlungskonzept für die Angst vor dem Erröten. Die von ihr entwickelte Wochenendgruppentherapie bildet ein innovatives Behandlungskonzept, das sowohl aus Betroffenenperspektive als auch unter zeit- und kostenökonomischen Gesichtspunkten als zukunftsweisend gelten kann.

    Link: http://tu-dresden.de/aktuelles/news/erroeten (14-08-08)

    Linktipp: http://www.erythrophobie.de/ (14-09-01) Auf dieser Site finden sich Hintergründe, Tipps, Tricks, Auswege, Austausch, Bücher und vieles mehr. Diese Site wurde  2000 als private Initiative ins Leben gerufen und ist unabhängig von Pharmakonzernen.


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