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adaptives Testen

    Als adaptives Testen bezeichnet man eine Strategie, bei der aus Tests nur jene Aufgaben ausgewählt werden, die dem Fähigkeitsniveau des Probanden vermutlich entsprechen. Statt auch zu leichte oder zu schwere Aufgaben vorzugeben, die mit hoher Wahrscheinlichkeit gelöst oder nicht gelöst werden und die damit redundante Informationen liefern, werden nur solche Aufgaben ausgewählt, die an das Leistungsvermögen der Testpersonen angepasst sind. Adaptive Tests basieren meist auf der probabilistischen Testtheorie, bei der die entsprechenden Parameter zu Personen und Items vorliegen.

    Das adaptive Testen ist unabdingbar an die Item-Response-Theorie gebunden, weil dabei verschiedene Testpersonen grundsätzlich verschiedene Aufgaben erhalten, da sonst ein fairer Leistungsvergleich nicht möglich ist, da offensichtlich die Anzahl gelöster Aufgaben als Testwert ungeeignet ist, denn ein und dieselbe Anzahl, z.B. einmal bei leichten Aufgaben, das andere Mal bei schwierigen erzielt, würde die faktischen Testleistungen nicht adäquat abbilden. Dieser Umstand führt auch dazu, dass innerhalb von Large-Scale Assessments wie der PISA-Studie, bei denen zu jedem Test viel mehr Aufgaben eingesetzt werden als einer einzelnen Person zumutbar sind, Modelle der Item-Response-Theorie Anwendung finden.

    Eine Grundidee des adaptiven Testens ist demnach, aus testökonomischen Gründen nur solche Aufgaben zu verwenden, die am meisten Information darüber liefern, wie stark das untersuchte Merkmal bei einer Probandin oder einem Probanden ausgeprägt ist. So liefert ein zu leichtes Item keine psychologisch relevante Informationen, weil diese Frage von fast jeder Probandin bzw. jedem Probanden mit ähnlicher Merkmalsausprägung beantwortet werden würde. Ebenso liefern zu schwierige Fragen keine Informationen, da auch diese Fragen von den meisten mit ähnlicher Merkmalsausprägung nicht beantwortet werden würden. Nur Fragen, die eine mittlere Aufgabenschwierigkeit besitzen, sind in Bezug auf ein Merkmal trennscharf, d. h., nur ein solches Item ist in der Lage, zwischen Probanden und Probandinnen mit ähnlicher Merkmalsausprägung zu unterscheiden.

    Es werden zwei Formen des adaptiven Testens unterschieden:

    • Branched Testing: Dabei wird ausgehend von der erfolgreichen oder nicht erfolgreichen Bearbeitung einer einzelnen Aufgabe anhand von Verzweigungsregeln entschieden, ob der Probandin bzw. dem Probanden als nächste eine schwierigere oder leichtere Aufgabe gestellt wird.
    • Tailored Testing: Hier wird das theoretische Fähigkeitsniveau in Form eines Personenparameters mit jeder gelösten Aufgabe neu berechnet, was eine kontinuierliche Auswahl von an die Person angepassten Aufgaben erlaubt. Diese Form des adaptiven Testens kommt auf Grund des Rechenaufwands meist bei computerbasierten Verfahren zum Einsatz.

    Literatur
    Amelang, M. & Schmidt-Atzert, L. (2006). Psychologische Diagnostik und Intervention. Springer: Heidelberg.

     


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