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Wortschatzexplosion

    Als Wortschatzexplosion bezeichnet man in der Entwicklungspsychologie den rapiden Anstieg des Wortschatzes von Kindern in der 2. Hälfte des 2. Lebensjahres. Wenn der produktive Wortschatz von Kindern etwa 50 Wörter umfasst, beginnt die so Wortschatzexplosion, d.h., jetzt lernen die Kinder 5-10 neue Wörter täglich, wobei Eltern die Wortschatzentwicklung durch Benennspiele und das gemeinsame Betrachten von Bilderbüchern.

    Bei manchen Spätentwicklern bleibt die Wortschatzexplosion zunächst aus, aber spätestens wenn sie 3 Jahre alt werden, holen sie in Kürze alles nach, was  aber voraussetzt, dass sie normal hören und auch normal intelligent sind.

    Siehe dazu auch den Begriff Lesekompetenz.


    Als Wortschatz bezeichnet man ganz allgemein die Gesamtheit aller Wörter einer Sprache zu einem bestimmten Zeitpunkt bzw. die Gesamtheit aller Wörter einer Sprache, die eine einzelne Sprecherin oder ein einzelner Sprecher kennt oder verwendet. Bei SprecherInnen unterscheidet man zwischen rezeptiver oder passivem Wortschatz (Verstehenswortschatz), also die Wörter, die der er bzw. sie kennt oder erkennt, und aktivem Wortschatz, also die Wörter, die jemand im Alltag benutzt. Der rezeptive Wortschatz verhilft zum Verstehen gesprochener und geschriebener Texte, d. h., die Sprecherin bzw. der Sprecher kann zu einem gehörten oder gelesenen Wort die Bedeutung aus dem Gedächtnis abrufen oder auch mit Hilfe der Wortbildungsregeln erschließen. Der produktive oder aktive Wortschatz ermöglicht der Sprecherin bzw. dem Sprecher, sich verständlich auszudrücken bzw. er oder sie kann zu einer bestimmten Bedeutung das zugehörige Wort aus dem Gedächtnis abrufen.


    Mollica & Piantadosi (2019) haben übrigens untersucht, wie viele Bits und Bytes das menschliche Gehirn für das Sprechen und Verstehen der Muttersprache benötigt. Für die Studie hat man einen eher groben Ansatz gewählt, der die nötige Datenmenge unabhängig von den verschiedenen Theorien zum Spracherwerb erfasst. Beginnend bei der kleinsten Einheit des Sprechens den Lauten oder Phonemen über die Wörter bis hin zur lexikalische Semantik mit Worthäufigkeit und Syntax ergab sich eine Gesamtsumme für das Englische etwa 12,5 Millionen Bits an Sprachdaten, was etwa 1,5 Megabytes entspricht. Umgerechnet auf digitale Datenspeicher passt daher das menschliche Sprachwissen eines Erwachsenen fast vollständig auf eine Floppy-Disk. Um dieses Sprachwissen anzusammeln, muss ein Mensch in den ersten achtzehn Lebensjahren im Schnitt ein- bis zweitausend Bits pro Tag allein für das Sprachlernen speichern und erinnern.

    Literatur

    Mollica, Francis & Piantadosi, Steven T. (2019). Humans store about 1.5 megabytes of information during language acquisition. Royal Society Open Science, doi:10.1098/rsos.181393
    https://de.wikipedia.org/wiki/Wortschatz (12-11-21)


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