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Binding-Phänomen

    Binding ist ein Oberbegriff für die Bündelung von Sinnesdaten aus den verschiedenen rezeptiven Feldern im Gehirn und für die Integration der verschiedener Sinnesmodalitäten zu einheitlichen Wahrnehmungseindrücken. So gibt es eine Vielzahl von Merkmalen, die für die visuelle Wahrnehmung von Bedeutung sind (Farbe, Form, Oberflächenstruktur, Entfernung, räumliche Orientierung und Bewegungsrichtung). Diese einzelnen Informationen müssen zusammengebracht und miteinander verarbeitet werden. Das Binding-Phänomen bezeichnet die Konstruktion eines visuellen Bildes im Gehirn beim Betrachten eines Objektes, das  auf Grund einer Verknüpfung von Wahrnehmung und Interpretation erfolgt. Die verschie­denen Merkmale eines Objektes werden dabei parallel in separaten Modulen verarbeitet, wobei zur merkmalsspezifischen und lokalen Verarbeitung  demnach noch eine globale Verarbeitungsebene hinzukommt, in der die einzelnen Fragmente zu einer perzeptiven Einheit zusammengefügt werden. Auf neurophysiologischer Ebene geschieht dies durch Synchronisation, wobei das gleichzeitige, synchrone Feuern von Zellverbänden dazu führt, dass die entsprechenden Objektmerkmale als zusammengehörig wahrgenommen werden. Diese Synchronisation stellt vermutlich die Grundlage der einheitlichen Wahrnehmung dar.

    Man weiß inzwischen, dass dabei nicht nur statische Prozesse eine wesentliche Rolle spielen, sondern auch raum-zeitliche, d. h., Erlebnisse hinterlassen eine Art Spur in Form von raum-zeitlichen Aktivierungsmustern in den neuronalen Netzwerken. Raum-zeitlich bedeutet dabei, dass man sich die Erinnerungsspur als Film mit zeitlichem Verlauf vorstellen muss. Bisher hatte man angenommen, die Spuren wären ähnlich wie ein Foto ein statischer Eintrag im Gedächtnis. Siehe dazu Engramme.


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