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Schichtentheorie

    „Schichtentheorie, die Deutung der Wirklichkeit nach dem Modell einer Ganzheit, die aus vertikal gegliederten, aufeinander bezogenen, aber relativ eigengesetzlichen Teilbereichen besteht. In der Philosophie wird die Vorstellung von Schichten seit der Antike als Hilfsmittel ontologischer Betrachtungen verwendet, um den Eigentümlichkeiten eines Wirklichkeitsbereichs Rechnung zu tragen, ohne seine Bedingtheit durch andere ihn tragende Bereiche und die Existenz durchgängiger, allen Wirklichkeitsbereichen gemeinsamer Merkmale zu leugnen. Unterschiedliche Schichtentheorien sind im Sinne genetischer Persönlichkeitstheorien entwickelt worden, die davon ausgehen, dass die Psyche in mehrere Schichten gegliedert ist“ (Brockhaus, 2006, S. 333).

    Dies ist die Auffassung, das der Mensch aus verschiedenen Schichten aufgebaut ist. Im Bereich der Psychologie werden die älteren Erfahrungen von den neuen Erfahrungen überlagert, aber nicht verdrängt, daraus ergibt sich eine sogenannte Tiefenpsychologie. Aufgrund dieser Erkenntnis kann das Wesen des Menschen abgeleitet werden. Im Bereich der Philosophie wurde N. Bergmann durch die Einteilung der Welt in anorganische, organische, seelische und geistige Schichten bekannt (vgl. Bertelsmann Lexikon, 1985,     S. 28).

    In der Neuzeit wurde wieder vermehrt auf die Vorstellung von Plato verwiesen, der postulierte, dass das Seelische in mehrere überlagernde Schichten aufgegliedert ist. In der Physiologie bezieht man sich mit dem Schichtenmodell auf den Aufbau des Gehirns und F.Kraus brachte damals den Begriff der Tiefenperson hervor. Hingegen im Bereich der Psychologie trug das Persönlichkeitsmodell von Freud zur Schichtentheorie bei. Weiters wurde das Schichtenmodell in die Entwicklungspsychologie übertragen und in diesem Bereich zu Modellen des Menschen ausgebaut. Damit versucht man, das Wesen des Menschen zu erforschen bzw. zu erklären (vgl. Dorsch, 1976, S. 522).

    „Schichtenlehre die Lehre vom Stufenaufbau der Wirklichkeit. Sie orientiert sich meist am Modell der geologischen Schichtung bzw. einer Stufenreihe; die Wirklichkeit wird in der Schichtenlehre in verschiedene übereinander liegende Seinsbereiche, Seinsschichten aufgeteilt (ONTOLOGIE). Die Schichten sind hierarchisch geordnet, die jeweils höhere wird von der niederen, meist stärkeren getragen, bleibt ihr Gegenüber aber frei. Aristoteles nennt fünf Schichten: Hyle (die unterste Schicht), Geist (die oberste); zwischen den beiden liegen: Einzeldinge, Lebewesen und Seelen“ (Ulfig, 1993, S. 372).

    Die jeweiligen seelischen Funktionen eines Menschen haben ihren fixen Platz im seelischen Leben. Diese Funktionen sind hierarchisch in einer Pyramide angeordnet, wobei eine Ebene auf die nächste aufbaut. An der Spitze steht die Realitätsfunktion, welche durch Aufmerksamkeit und Willenstärke nach außen hin ersichtlich wird. Die folgenden Schichten sind die uninteressierten Aktivitäten, Phantasie, Visualreaktion der Gefühle und die unnützen Körperbewegungen. Die Schichttheorie dient dazu, Ursachen höher gelagerter Ebenen durch tiefer gelagerte Ebenen zu erklären (vgl. Jaspers, 1965, S. 446f).

    Literatur

    Bertelsmann Lexikon. (1985). Schichtentheorie. Bertelsmann Lexikon in 15 Bänden. Berlin: Bertelsmann Lexikothek Verlag.

    Brockhaus. (2006). Schichtenlehre. Brockhaus Enzyklopädie in vierundzwanzig Bänden. Leipzig: Verlag F.A. Brockhaus GmbH.

    Dorsch, F. (1976). Schichtenlehre. Psychologisches Wörterbuch. Tübingen: Verlag Hans-Huber.

    Jaspers, K. (1965). Schichtenlehre. Allgemeine Psychopathologie. Heidelberg: Springer Verlag.

    Ulfig, A. (1993). Schichtentheorie. Lexikon der philosophischen Begriffe. Eltville am Rhein: Bechtermünz Verlag.

     


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