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reziproker Determinismus

    albert banduraDer reziproke Determinismus ist die Annahme von interagierenden Einflüssen von Persönlichkeit und Umweltfaktoren. Reziproker Determinismus ist demnach die Vorstellung, dass jegliches Verhalten und jede Handlung eines Individuums von den Handlungen und Verhaltensweisen anderer Individuen beeinflusst wird und umgekehrt. Es ist ein Konzept, das in den Sozialwissenschaften und in der Philosophie verwendet wird, um die Wechselwirkungen zwischen Menschen und ihrer Umwelt zu beschreiben. Im Gegensatz zum mechanischen Determinismus, der besagt, dass alle Ereignisse durch Ursache und Wirkung determiniert sind, betont der reziproke Determinismus die Rolle, die Interaktionen und Beziehungen zwischen Menschen in der Bestimmung von Verhalten und Handlungen spielen. Der Begriff des reziproken Determinismus – auch triadische Reziprozität – wurde von Albert Bandura geprägt, und zwar im Zuge seiner sozial-kognitiven Lerntheorie, denn er sah den Menschen als ein Individuum und ein aktives Wesen, das einerseits auf innere Reize reagiert, andererseits aber auch auf die Umwelt und sein eigenes Verhalten. Diese Faktoren stehen nach seinem Ansatz in einer Wechselbeziehung zueinander, wobei auch das individuelle Lernverhalten und die Kompetenzen berücksichtigt werden müssen.

    Die personenbezogenen Faktoren als ein Aspekt des Determinismus beschreiben einerseits Kognitionen und Emotionen, aber auch die biologischen Variablen, d. h., es geht hier um den innere Zustand des Menschen. So wird etwa ein Mensch, der von der Astronomie begeistert ist, eher einen Ausflug in ein Planetarium machen als andere Menschen ohne dieses Interesse, da es den persönlichen Interessen entspricht. Den zweiten Aspekt bilden die verhaltensbezogenen Faktoren, also die eigenen Fähigkeiten und die persönlichen Erfahrungen in Bezug auf die jeweilige Situation, wobei die Situation selbst mit Kognitionen und Emotionen verbunden wird. So wird etwa ein Mensch, der gut kochen kann, eher auch solche Freunde und Freundinnen zu einem Kochabend einladen als nicht kochaffine, da nur das erwartungsgemäß mit Emotionen wie Spaß und Freude verbunden sein wird. Den dritten Einflussfaktor bilden die umweltbezogenen Faktoren, also alle äußeren Einflüsse, die sich auf personen- und verhaltensbezogene Faktoren ebenfalls auswirken. So fühlen sich etwa Menschen dann unwohl, wenn es regnet, und suchen daher Schutz unter einem Regenschirm.

    Zu den fünf basale Fähigkeiten des menschlichen Handelns gehören nach Bandura dabei die Fähigkeit zur Symbolverwendung, die Fähigkeit zum vorausschauenden Handeln, die Fähigkeit zur Selbstregulation, die Fähigkeit zu stellvertretenden Erfahrungen und die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Ein Mensch in daher in der Lage, Sprache und andere Gesten zu verwenden und mithilfe derer Ideen zu entwickeln. Das vorausschauende Handeln meint, dass der Mensch potenzielle Ergebnisse des eigenen Handelns abschätzen und in seine Planung einschließend kann. Durch eine kontinuierliche Selbstbeobachtung wird der Mensch auch fähig, sich selbst und sein Verhalten zu regulieren. Der Aspekt der stellvertretenden Erfahrungen postuliert, dass der Mensch auch durch Beobachtung lernen kann, indem er andere Menschen als Modell betrachtet und durch die Beobachtung von deren Erfahrungen lernen kann, wodurch er schneller und vor allem risikoärmer lernt. Durch die Selbstreflexion kann der Mensch schließlich sein Verhalten selbst überdenken und es sowohl sozial im Vergleich mit den Sichtweisen anderer als auch logisch im Vergleich mit dem eigenen Wissen abstimmen.

    Literatur

    Stangl, W. (2011, 5. März). Lernen am Modell – Albert Bandura – Modelllernen. [werner stangl]s arbeitsblätter.
    https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LERNEN/Modelllernen.shtml


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