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Overprotection

    Overprotection (Überbehütung) ist die überbesorgte Grundhaltung von Erziehern oder Eltern gegenüber ihren Schützlingen (Kinder, Kranke, Behinderte), die Unselbständigkeit und Unsicherheit, Ängstlichkeit oder andere Anpassungsstörungen zur Folge haben kann. Die Überbetreuung eines Kindes erfolgt meistens von einer unsicheren, ängstlichen Mutter oder Großmutter und findet sich vor allem bei Einzelkindern. Bei einem Übermaß an Fürsorge kann es ebenso wie bei einem Mangel zu Beeinträchtigungen der Persönlichkeitsentwicklung eines Kindes kommen. Hier einige Fragen aus einem Elternratgeber, um die eigene Tendenz zur Overprotection festzustellen:

    • Beschneiden Sie häufig die Experimentierfreudigkeit Ihres Kindes, da Sie Angst haben, es könnte sich verletzen oder etwas kaputt machen?
    • Befürchten Sie, dass Ihr Kind seine eigenen Grenzen nicht kennt und seine Fähigkeiten nicht richtig einschätzen kann?
    • Übernehmen Sie Tätigkeiten, die Ihr Kind eigentlich selbst erledigen könnte, z.B. sich anziehen, Butterbrot schmieren etc.?
    • Fühlen Sie sich unsicher, wenn Sie nicht wissen, was Ihr Kind gerade macht?
    • Greifen Sie Ihrem Kind schnell unter die Arme, wenn ihm etwas nicht sofort gelingt und es ungeduldig wird, z.B. beim Schuhe Zubinden?
    • Fühlen Sie sich schuldig, wenn sich Ihr Kind wehgetan hat, weil Sie meinen, nicht gut genug aufgepasst zu haben?
    • Meinen Sie, Ihr Kind immer vor anderen in Schutz nehmen zu müssen?
    • Trösten Sie Ihr Kind schon, bevor es sich überhaupt Hilfe suchend an Sie gewandt hat?
    • Fällt es Ihnen schwer, Ihr Kind weggehen zu lassen, z.B. auf eine Übernachtungsparty bei einer Freundin oder auf Klassenreise?
    • Greifen Sie bei Streitereien unter Kindern schnell ein oder unterbinden Sie diese?

    Wenn man öfter als dreimal mit „ja“ geantwortet haben, neigt man möglicherweise zur Überbehütung und man sollte sich fragen, welche Ängste dahinter steckenund woher diese eigentlich kommen. Meist ist es die eigene Vergangenheit bzw. schlechte Erfahrungen, die man gemacht hat oder berichtet bekommen hat.

    Over-Parenting und Helikopter-Eltern

    *** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Over-Parenting kennzeichnet Eltern, die massiven Bildungsdruck ausüben, wobei Leistungen in der Schule und im Sport als wichtiges Familienerzeugnis interpretiert werden. Unter Helikopter-Eltern (Helicopter Parents bzw. Hubschrauber-Eltern) versteht man populärsprachlich überfürsorgliche Eltern, die sich ständig in der Nähe ihrer Kinder aufhalten, um diese zu überwachen und zu behüten. Der Ausdruck bezeichnet bildhaft einen von Überbehütung und exzessiver Einmischung in die Angelegenheiten des Kindes bzw. des Heranwachsenden geprägten Erziehungsstil, der in der westlichen Welt besonders in Mittelschichtfamilien verbreitet ist. Helikopter-Eltern behüten ihre Kinder beinahe fanatisch und versuchen, alle Probleme von ihnen fernzuhalten und ihre Zukunft in die richtige Bahn zu lenken bzw. stellen dafür ihre eigenen Bedürfnisse zurück. Eltern, die ihr Kind übermäßig umsorgen, galten bisher gemeinhin nicht als besonders glücklich,  ordnen sie doch nahezu alle eigenen Bedürfnisse denen des Nachwuchses unter. Doch eine Studie hat jetzt ergeben, dass sich Helikopter-Eltern besonders glücklich fühlen, wenn sie sich besonders intensiv um ihre Kinder kümmern. Je engagierter die Eltern ihr Kind behüten, desto eher leiten sie ihre Zufriedenheit und den Sinn des Lebens von der Tatsache ab, Kinder zu haben, womit ein genereller Zusammenhang zwischen Kindzentrierung und Zufriedenheit im Leben nachgewiesen wurde (Ashton-James, Kushlev & Dunn, 2013).

    Overprotection bei Hunden

    Nicht nur überbeschützende menschliche Eltern ziehen Kinder auf, die später schwerer mit Herausforderungen umgehen können, sondern auch bei Hunden scheint es ähnlich zu sein, die später ein Training als Führhunde für Blinde absolvieren mussten. Bray et al. (2017) beobachteten Hundemütter und deren Welpen in den ersten fünf Lebenswochen des Nachwuchses und stellten fest, dass es deutliche Unterschiede im Verhalten der Hundemütter gab, denn manche kuschelten häufiger mit ihren Welpen und leckten sie öfter ab als andere. Jahre später wurde überprüft, wie es den nun erwachsenden Hunden bei ihren Prüfungen ergangen war, wobei sich eine höhere Durchfallrate der von ihren Müttern verwöhnten Tiere zeigte. Vor allem die Position, die ihre Mutter beim Stillen eingenommen hatte, war entscheidende, denn jene Welpen, die sich dabei mehr anstrengen mussten, um die Zitzen zu erreichen, bewältigten ihre Tests später besser. Es scheint nach Aussage der StudienautorInnen daher, dass schon solche kleinen Herausforderungen Hunde für das spätere Leben stark machen. Insgesamt zeigte sich, dass für die Eignung der Tiere als Führhunde vom Maß an mütterlicher Fürsorge zusammen mit dem persönlichen Temperament des Welpen und dessen kognitiven Fähigkeiten abhängt, wobei natürlich offen bleiben muss, ob es sich hier um einen korrelativen Zusammenhang oder um eine echte Kausalität handelt.

    Literatur

    Ashton-James, Claire E., Kushlev, Kostadin & Dunn, Elizabeth W. (2013). Parents Reap What They Sow: Child-Centrism and Parental Well-Being. Social Psychological and Personality Science November, 5, 635-642.
    Bray, E.E., Sammel, M.D., Cheney, D.L, Serpell, J.A., & Seyfarth, R.M. (2017). The effects of maternal investment, temperament, and cognition on guide dog success. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, doe: doi:10.1073/pnas.1704303114.
    Levy, D. M. (1943). Maternal overprotection. New York: Columbia University Press.


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