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Manie

    Die manische Hochstimmung gehört zu den schwierigsten, belastendsten und folgenschwersten seelischen Störungen und ist in ihren leichteren bis mittelschweren Verlaufsformen relativ häufig. Sie hinterlässt meist eine breitere Schneise der partnerschaftlichen, familiären, beruflichen, finanziellen und gesellschaftlichen Einbußen, mitbedingt durch die Angst vor dem sehr wahrscheinlichen Rückfall.
    Das psychische Krankheitsbild ist das einer affektiven Störung, wobei die Manie oft im Sinne einer manisch-depressiven Psychose mit unregelmäßig abwechselnden manischen und depressiven Krankheitsepisoden einhergeht. Eher selten findet man die Störung auch als ausschließlich manischer Zustand. Meist endogen (d. h. „von innen“, also biologische Ursachen) verursacht, gelegentlich aber auch durch bestimmte körperliche Erkrankungen in abgeschwächter Form (Vergiftungszustände, Tumoren oder Entzündungen des Gehirns, endokrine bzw. Stoffwechsel-Störungen, durch Medikamente oder Rauschdrogen ausgelöst). Neuere Forschungen zeigen, dass Autoimmunerkrankungen das Risiko wesentlich erhöhen, eine psychische Störung zu entwickeln, wobei multiple Infektionen oder die Kombination von schweren Infektionen und Autoimmunerkrankungen die Chance der Entwicklung einer einer bipolaren Störung um mehr als die Hälfte erhöhen. Man vermutet, dass Infektionen latente Entzündungen oder Immunreaktionen im Gehirn und zentralen Nervensystem auslösen, wobei man als Ursache Zytokine postuliert, die bei Immunreaktionen Gehirnzellen und andere Nervenstrukturen im ganzen Körper schädigen. Zytokine sind Proteine, die das Wachstum und die Differenzierung von Zellen regulieren, indem sie die Proliferation und Differenzierung von Zielzellen einleiten oder regulieren.
    Die Manie gilt als Gegenstück zur Depression. Die Stimmung bei der Manie ist gehoben bis übermütig, kann aber auch unverfroren-rechthaberisch, gereizt und sogar aggressiv sein. Meist ist eine erhöhte Ablenkbarkeit gegegeben, der Maniker ist witzig-schlagfertig, manchmal auch verworren. Die Manie äußert sich in einem ungebremsten Bewegungsdrang: laut, schnell, lebhaft, ständig in Bewegung, rastlos, voller Wagemut, Vielgeschäftigkeit, Reise-, Rede- und Schreibdrang, ständiges Telefonieren. Mitunter kommt es enthemmt zu unpassenden Vertraulichkeiten, Prahlereien, gesellschaftlichen Ausrutschern, Schwindeleien. Die Betroffenen haben Probleme, ihre Aufmerksamkeit aufrecht zu halten und sind leicht ablenkbar. Die Selbsteinschätzung der Betroffenen ist mit Größenideen oder übertriebenem Optimismus häufig weit überhöht. Der Verlust sozialer Hemmungen kann zu einem leichtsinnigen, rücksichtslosen oder in Bezug auf die Umstände unpassenden und persönlichkeitsfremden Verhalten führen. Es kann zusätzlich zum Auftreten von psychotischen Symptomen mit Wahn oder Halluzinationen kommen. Die Erregung, die ausgeprägte körperliche Aktivität und die Ideenflucht können so extrem sein, dass die Betroffenen für ein normales Gespräch unzugänglich werden. ManikerInnen sind zwar oft aufdringlich, herausfordernd, die Gefahr sexueller Fehlhandlungen ist indes eher selten.
    Siehe auch bipolare Störung

    Quelle
    Faust Volker (o.J.). Seelisch Kranke unter uns. Arbeitsgemeinschaft Psychosoziale Gesundheit.


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