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Veisalgia

    Als Veisalgia – umgangssprachlich auch Kater oder Katzenjammer – bezeichnet das Unwohlsein und die Beeinträchtigung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit eines Menschen infolge von übermäßigem Alkoholkonsum. Die auslösende Alkoholmenge variiert dabei von Mensch zu Mensch und ist mitunter auch von der aktuellen Verfassung des Betroffenen abhängig. Man geht auch davon aus, dass ein solcher Kater bis zu drei Tage lang die Leistungsfähigkeit eines Menschen einschränken kann.

    Trinkt man Alkohol, werden davon auf dem Weg zum Magen etwa zehn Prozent absorbiert, der Rest wandert durch den Dünndarm, wo der Rest aufgenommen wird. Da die Leber aber im Durchschnitt beim Menschen nur etwa ein alkoholisches Getränk pro Stunde ohne Probleme umwandeln kann, führt alles darüber hinaus Konsumierte zur Ansammlung von Alkohol im Blutstrom und damit zu dem bekannten Rauschzustand. Bei einem Kater baut sich im Körper unter anderem der Wirkstoff Acetaldehyd auf, der während des Abbaus von Alkohol in der Leber entsteht, wodurch die Gehirnaktivität auf mehrere Arten eingeschränkt wird. In der Leber sorgen dabei hauptsächlich zwei Enzyme, Alkoholdehydrogenase und Aldehyddehydrogenase für den Abbau des Alkohols. Alkoholdehydrogenase wandelt den Alkohol zunächst in Acetaldehyd um, wobei der Aufbau dieses Wirkstoffes für die unangenehmen Symptome eines Katers verantwortlich gemacht wird. Im zweiten Schritt wird Acetaldehyd durch Aldehyddehydrogenase in Essig umgewandelt. Alkohol hat hat bekanntlich die Fähigkeit, sich an Glutamat-Rezeptoren zu binden, wobei Glutamat-Neuronen grundsätzlich erregend sind, und dadurch also die Gehirnaktivität in weiteren Bereichen gedämpft wird, etwa im präfrontalen Cortex. Dass Alkohol gleichzeitig ein gutes Gefühl vermittelt, hängt damit zusammen, dass Alkohol die Ausschüttung dopaminaustoßender Neuronen erhöht und dazu führt, dass man zum nächsten alkoholischen Getränk greift.

    Nach einer Studie von Gunn et al. (2018) sind die kognitiven Beeinträchtigungen auch am Tag nach hohem Alkoholkonsum weiterhin vorhanden, selbst wenn kein Alkohol mehr im Blut nachzuweisen ist, wobei vor allem die kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigt sind, etwa Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Koordination oder Fahrverhalten. In der Metastudie beeinflusst ein Kater vor allem die psychomotorische Geschwindigkeit, das Kurz- und Langzeitgedächtnis und die anhaltende Aufmerksamkeit, was in einer schlechteren Konzentration und Fokussierung, einem fehleranfälligeren Gedächtnis und einer verkürzten Reaktionszeit sichtbar wird.

    Darüber hinaus kann Alkoholkonsum Mikrogliazellen im Gehirn übermäßig aktivieren und pro-inflammatorische Zytokine freisetzen, die Entzündungen im Gehirn insgesamt verstärken können. Man vermutet insgesamt, dass Alkohol das chemische Gleichgewicht des Gehirns gefährdet, sodass ein erhöhter Blutalkoholspiegel das Nervensystem unter Druck setzt, wodurch das Gehirn gezwungen ist, sich mehr als sonst anzustrengen, um effizient auf die Anforderungen reagieren zu können. Ein Alkoholmissbrauch beeinflusst bekanntlich auch den Schlaf, indem der zirkadiane Rhythmus und die Funktion des suprachiasmatischen Kerns, der den Schlaf-Wach-Zyklus reguliert, beeinträchtigt wird.

    Die Störung des Gleichgewichts bei hohem Alkoholkonsum kommt daher, dass der Alkohol im Blut sich auf das Kleinhirn auswirkt, das für die Koordination der Bewegungen zuständig ist. Es interagiert mit peripheren Nerven in Armen und Beinen, was bei länger andauerndem Abusus auch zu chronischen Nervenschäden führen kann, einschließlich permanenter Schädigung des Nervengewebes und dann dauerhaft fehlender Balance.

    Nach Untersuchungen beeinflussen auch Alter und Geschlecht die Art und Weise, wie ein Kater erlebt wird, wobei der Schweregrad eines Katers mit dem Alter abnimmt, aber auch das Geschlecht beeinflusst Schwere eines Katers, und dabei ist die Differenz bei jüngeren Trinkern größer. Frühere Forschungen legten auch nahe, dass Neurotizismus, ein Persönlichkeitsmerkmal, das Menschen dazu veranlasst, die Welt auf negative Weise zu sehen, die Schwere eines Katers mitbestimmen kann, d. h., dass auch psychologische Merkmale mit dem Erleben eines Katers in Zusammenhang gebracht werden könnten, also etwa Angst, Depressivität, Stressniveau und sogar die Persönlichkeit. Zahlreiche Stimmungen werden in diesem Zusammenhang mit einer negativen Voreingenommenheit in Verbindung gebracht, wobei die negative Tendenz durch einen Kater noch verstärkt wird, sodass sich manche Menschen schlechter fühlen als andere.

    Die Emotionsregulierung ist ein weiterer wichtiger psychologischer Mechanismus, der Menschen hilft, mit schwierigen Situationen umzugehen, indem sie emotionale Erlebnisse effektiv steuern und darauf reagieren. Interessanterweise ist dies nicht der Fall, obwohl verkatert lebende Menschen das Gefühl haben, dass es schwieriger ist, ihre Emotionen zu regulieren, doch haben Untersuchungen gezeigt, dass die verkaterte Menschen genauso gut in der Lage sind, ihre Emotionen zu kontrollieren wie nicht verkaterte. Dies könnte bedeuten, dass Menschen während eines Katers einfachere aber weniger wirksame Regulierungsstrategien wählen, etwa die Vermeidung von Schuld- oder Schamgefühlen. Sich allgemein um das eigene Wohlbefinden zu kümmern und bessere Strategien zu finden, um das Stressniveau zu senken und sich bessere Bewältigungsmechanismen anzueignen, kann ebenfalls helfen, mit den negativen Folgen eines Katers umzugehen.

    Zu den Begriffen Kater und Katzenjammer: Kater stammt ursprünglich aus der Studentensprache des 19. Jahrhunderts und ist abgeleitet vom Wort Katarrh, Katzenjammer hingegen ist die Version des Wortes Kotzenjammer aus der Zeit Goethes.

    Literatur

    Gunn, C., Mackus M., Griffin, C., Munafò, M.R. & Adams, S. (2018). A systematic review of the next-day effects of heavy alcohol consumption on cognitive performance. Addiction, doi:10.1111/add.14404.
    Stangl, W. (2023, 1. Jänner). Ob man nach Alkoholkonsum einen Kater entwickelt, hängt von vielen Faktoren ab. was stangl bemerkt ….
    https:// bemerkt.stangl-taller.at/ob-man-nach-alkoholkonsum-einen-kater-entwickelt-haengt-von-vielen-faktoren-ab.
    Terpstra, C., Verster, J.C., Scholey, A. & Benson, S. (2022). Associations between Mental Resilience, Mood, Coping, Personality, and Hangover Severity. Journal of Clinical Medicine, 11, doi:10.3390/jcm11082240
    https://de.wikipedia.org/wiki/Kater_(Alkoholintoxikation) (16-12-12)

     


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    Ein Gedanke zu „Veisalgia“

    1. Wie Alkohol wirkt

      Bereits wenige Minuten nachdem man Alkohol getrunken hat, erreicht er über den Blutkreislauf das Gehirn.
      Im Gehirn sorgt Alkohol dafür, dass Glückshormone (etwa Dopamin, Serotonin, Endorphine) ausgeschüttet werden, was Auswirkungen auf das Verhalten hat, etwa indem man entspannter, besser gelaunt, ausgelassener, selbstbewusster, redseliger und kontaktfreudiger wird, aber auch die Angst gedämpft wird. Diese Wirkungen sind in der Regel erwünscht.
      Alkohol stört aber zugleich auch das Gleichgewicht von Botenstoffen, die die Reiz-Weiterleitung steuern, was die Informationsübertragung zwischen den Nervenzellen verlangsamt und somit auch das Denken.
      Infolge des Alkoholkonsums werden Konzentrationsfähigkeit, Urteilsvermögen und die Wahrnehmung beeinträchtigt, Bewegungen werden unkoordinierter und die Reaktionszeit länger.
      Manche Menschen werden bei hohem Alkoholkonsum aggressiv und gewaltbereit, während andere auch müde, traurig und nachdenklich werden.

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