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Nomophobie

    Nomophobie ist eine Abkürzung für No-Mobile-Phone-Phobia, also die Kein-Mobiltelefon-Angst. Als Nomophobie bezeichnet man daher die bei manchen Menschen auftretende Befürchtung, ohne Mobiltelefon für soziale und geschäftliche Kontakte unerreichbar zu sein, wobei die Ursachen für eine Unerreichbarkeit sehr unterschiedlich sein können, etwa der Verlust oder eine Beschädigung des Geräts. Am häufigsten finden an die Nomophobie bei Menschen, die bei einem leeren Akku verzweifelt nach eine Lademöglichkeit suchen. Neben einer abnehmenden Akkulaufzeit kann auch eine schlechte Netzverbindung bei Betroffenen zu Nervosität, Beklemmung und Angstzuständen bis hin zu Panikattacken führen.

    Nomophobie ist ein Begriff, der aus den Wörtern „no mobile phone phobia“ abgeleitet wurde, wobei es sich dabei um eine Form der Technophobie handelt, die durch den zunehmenden Einsatz von elektronischen Geräten und die Abhängigkeit von ihnen im täglichen Leben ausgelöst wird.

    Nomophobie tritt in Zusammenhang mit anderen Angst- oder Zwangsstörungen wie Verlustängsten, Angst vor Einsamkeit oder dem Bedürfnis nach Aufmerksamkeit auf. Dabei wird die angstauslösende Situation von den Betroffenen meist maßlos überschätzt. Typische Verhaltensweisen können sich auch in depressiven Stimmungen oder Nervosität äußern, die durch die ungewollte Abstinenz hervorgerufen werden. Nomophobie kann sich in körperlichen Symptomen wie Herzklopfen, Übelkeit, Kopfschmerzen und Nervosität äußern und kann auch zu sozialen Problemen führen, wenn das Mobiltelefon die Menschen daran hindert, sich auf reale Beziehungen und Interaktionen zu konzentrieren.

    Um den Verlust der Erreichbarkeit zu vermeiden, tendieren Nomophobiker dazu, ihr Mobiltelefon gar nicht erst auszuschalten und es ständig in Blick- und Hörnähe bei sich zu tragen.

    Die Möglichkeit ständiger Erreichbarkeit lässt darüber hinaus die Grenzen zwischen Privat- und Arbeitsleben verwischen, denn die Arbeit kann einerseits in das Zuhause und in Freundschaftsnetzwerke eindringen, andererseits penetriert private Kommunikation die formalen Grenzen der Arbeit.

    Die Angst vor diesem Zustand der Unerreichbarkeit kann sich natürlich auch auf andere Kommunikationsmittel wie Tablet oder Laptop übertragen.

    Fragebogen zur Nomophobie

    Ziel einer Studie von Coenen & Görlich (2022)war es, den bestehenden Nomophobie-Fragebogen (NMP-Q; Yildirim& Correia, 2015) ins Deutsche zu übersetzen, den NMP-Q-D zu validieren und damit das Nomophobie-Konstrukt zu beleuchten. Insgesamt wurden 807 freiwillige Probanden in die Auswertung einbezogen, von denen 50 fünf Monate später an einer Reteststudie teilnahmen. Sowohl durch explorative als auch durch konfirmatorische Faktorenanalysen konnte eine 4-Faktoren-Struktur des NMP-Q-D bestätigt werden. Die vier Faktoren sind:

    1. Nicht in der Lage sein zu kommunizieren
    2. Verlust der Verbundenheit
    3. Nicht in der Lage sein, auf Informationen zuzugreifen
    4. Verzicht auf Bequemlichkeit.

    Signifikante zusammenhänge zwischen der Häufigkeit der Smartphone-Nutzung und der aufgewendeten Zeit bestätigten die Kriteriumsvalidität von NMP-Q-D. Die Konstruktvalidität wurde durch signifikante Korrelationen der NMP-Q-D mit der Angst, etwas zu verpassen, und der Smartphone-Sucht belegt. Neurotizismus war positiv mit Nomophobie assoziiert, während Bewusstsein und Offenheit leicht negativ assoziiert waren. Angst korrelierte signifikant positiv mit Faktor 1, und Stress mit den Faktoren 1 und 4. Lebenszufriedenheit stand in positivem Zusammenhang mit Faktor 3 und Wohlbefinden in negativem Zusammenhang mit Faktor 4. Eine multiple Regressionsanalyse ergab, dass Smartphone-Nutzung, Geschlecht und Neurotizismus signifikante Prädiktoren für Nomophobie sind. Frauen erzielten bei den Faktoren 1 und 4 signifikant höhere Werte als Männer. Nomophobie war in der Stichprobe recht weit verbreitet, denn fast die Hälfte der Teilnehmer (49,4 %) wies ein mittleres Maß an Nomophobie auf und 4,1 % eine schwere Nomophobie. Außerdem war in dieser Studie die Nomophobie erwartungsgemäß eng mit der „Fear of missing out“ – der Angst, etwas zu verpassen – verbunden. Man kann auch davon ausgehen, dass Frauen aufgrund ihres stärkeren Bedürfnisses nach sozialen Beziehungen das Smartphone stärker zur Kommunikation nutzen und somit höhere Nomophobie-Scores erzielen. Wie in früheren Studien wurden auch Zusammenhänge zwischen Nomophobie und Einsamkeit, Depression, Ablenkung und verminderter Impulskontrolle festgestellt.

    Literatur

    Coenen, Melina & Görlich, Yvonne (2022). Exploring nomophobia with a German adaption of the nomophobia questionnaire (NMP-Q-D). Public Library of Science, 17, doi:10.1371/journal.pone.0279379.
    Höflich, J. R. & Gebhardt,  J. (Hrsg.) (2005a). Mobile Kommunikation. Perspektiven und Forschungsfelder. Frankfurt am Main: Peter Lang.
    Yildirim, C. F. & Correia, A. P. (2015). Exploring the dimensions of nomophobia: Development and validation of a self-reported questionnaire. Computers in Human Behavior, 49, 130–137.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Nomophobie (18-04-04)

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