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Kontrollillusion

    The older you get, the more you realise how happenstance … has helped to determine your path through life.
    Rowan Atkinson

    Die Kontrollillusion ist die menschliche Tendenz zu glauben, gewisse Vorgänge kontrollieren zu können, die nachweislich aber nicht beeinflussbar sind. Ellen Langer (1982) zeigte, dass Menschen oft so handeln, als ob Zufallsereignisse manipulierbar wären. Gehirne haben sich im Laufe der Evolution so entwickelt, dass sie Sinn in der Welt entdecken möchten, indem sie ständig nach Kausalitäten fahnden, d.h., Menschen neigen von Natur aus dazu, alles so zu interpretieren, als sei es vorherbestimmt und alle Dinge müssen stets aus einem Grund passieren. Daraus entsteht der Aberglauben, der Hang zum Übernatürlichen und der Glaube an übernatürliche Phänomene. Kinder betrachten die Welt, als existiere eine ordnende Kraft, als sei alles in der Natur für einen Zweck geschaffen worden, erst wenn sie älter werden, lernen sie, diese Sicht rational und aus pragmatischer Sicht zu unterdrücken, aber diese Neigung zum Aberglauben verschwindet nicht, und ist bei manchen Menschen nur stärker und bei manchen eben schwächer ausgeprägt. In Zeiten der Unsicherheit und Krisen glauben Menschen eher an übernatürliche Heilsversprechen, denn dann sehnen sich Menschen nach Struktur in ihrem Leben, doch aber auch wenn man unter Stress steht, sucht man nach Ordnung, etwa indem man Rituale des Aberglaubens ausführt oder an übernatürliche Dinge glaubt. Letztlich geht es darum, ein Gefühl der Kontrolle über das Leben oder über die Situationen, die sich an sich nicht beeinflussen lassen, zu entwickeln. Psychologisch betrachtet handelt es sich beim Aberglauben um eine Kontrollillusion.

    Ein gutes Beispiel für eine Kontrollillusion findet sich etwa bei Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Lotterien, bei der das Ergebnis, ob man gewinnt oder nicht, rein objektiv betrachtet purer Zufall ist. Dennoch schätzen Menschen, die ihre Lotterielose etwa mit einer Glücksnummer selbst auswählen können, ihre Gewinnchancen höher ein als solche, die Lose per Zufall zugewiesen erhalten, als könnten sie das zufällige Ergebnis durch die Auswahl des Loses in irgendeiner Form beeinflussen.

    Zu den zu Kontrollillusion gehören auch heiliger Werte, also Überzeugungen, die alle Mitglieder einer Gruppe teilen, die Bestand haben und für Kontinuität sorgen, wobei es sehr vorteilhaft ist, wenn solche Überzeugungen möglichst nicht direkt überprüfbar sind. Je stärker die Mitglieder einer Gruppe an gemeinsame heilige Werte glauben, desto stabiler ist der Zusammenhalt dieser Gruppe, sodass Kontrollillusion daher auch eine soziale Komponente haben. Viele Süchtige unterliegen daher einer Kontrollillusion, wenn sie glauben, ihre Sucht noch im Griff zu haben, aber bereits von der Droge abhängig sind. Bei der Spielsucht hat manchmal die Anzahl der Spieler Einfluss auf das Ergebnis, denn je höher das Gefahrenpotential ist, desto stärker wirkt sich die Kontrollillusionen aus. Auch bei der Börsenspekulation findet man immer wieder solche psychologischen Mechanismen, bei denen die Beteiligten in der Illusion leben, zukünftige Entwicklungen steuern zu können.

    Literatur

    Flammer, A. & Nakamura Y. (2002). An den Grenzen der Kontrolle. Zeitschrift für Pädagogik 44. Beiheft, 02, 83-107.
    Langer, E. J. (1982). The Illusion of Control. In Kahneman D., Slovic P., & Tversky, A. (Eds.). Judgment Under Uncertainty: Heuristics and Biases. New York: Cambridge University Press
    Maas, P. Weibler, J. (o.J.). Immer unter Spannung – Crah-Konstellationen: Kontrollillusionen und Streß an der Börse. In: Jünemann, B. Schellenberger, D. (1997). Psychologie für Börsenprofis: Die Macht der Gefühle bei der Geldanlage. Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag. S. 109 -122.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Kontrollillusion (10-03-12)
    http://www.sueddeutsche.de/wissen/psychologie-stress-foerdert-aberglauben-1.1070225 (11-03-11)


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