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Kontrollverlust

    The older you get, the more you realise how happenstance … has helped to determine your path through life.
    Rowan Atkinson

    Kontrollverlust benennt den Vorgang des Verlierens von Kontrolle, wobei ein Kontrollverlust subjektiv anders empfunden werden kann als er objektiv betrachtet ist. Kontrolle zu haben bedeutet, Macht zu besitzen ein bestimmtes Ereignis oder eine Klasse von Ereignissen herbeizuführen, aufrechtzuerhalten oder zu vermeiden. Handlungserfolg setzt Kontrolle voraus, Handlungsinitiative und Durchhaltewille benötigt Kontrollüberzeugung. Je mehr Kontrolle ein Mensch über sein Leben besitzt, desto zufriedener, gesünder und stressfreier ist er im Durchschnitt, wenig Kontrolle zu besitzen oder diese gar zu verlieren kann hingegen zur Angst führen. Der Kontrollverlust über wichtige Lebensaspekte kann neben Angst und Wut auch Reaktanz auslösen, und wenn die Kontrolle nicht zurückgewonnen werden kann, schlägt die Frustration häufig in Hilflosigkeit um (Flammer & Nakamura, 2002).

    Kontrolle zu haben, bedeutet, dass es einen erkenn- und vorhersagbaren Zusammenhang zwischen dem eigenen Handeln und den darauf folgenden Konsequenzen gibt, wobei Kontrolle letztlich die Differenz zwischen zwei Wahrscheinlichkeiten ist: einerseits der Wahrscheinlichkeit, dass ein erwünschtes Ergebnis ohne eigenes Zutun eintritt, andererseits der Wahrscheinlichkeit, dass dieses Ereignis durch eigenes Handeln herbeigeführt werden kann. Je größer diese Differenz, desto mehr Kontrolle bzw. Einfluss hat ein Mensch. Umgekehrt liegt ein Kontrollverlust dann vor, wenn die Differenz dieser beiden Wahrscheinlichkeiten gegen Null geht, denn in diesem Fall macht es für das Ergebnis keinen Unterschied, ob ein Mensch überhaupt etwas tut oder nicht, d. h., der Mensch ist dem Geschehen ausgeliefert. So ist etwa die Flugangst zu einem großen Teil auf Kontrollverlust zurückzuführen, denn im Falle eines wenn auch eher unwahrscheinlichen Absturzes besteht für einen Flugpassagier keine Möglichkeit, dieses Schicksal abzuwenden.

    *** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Eine spezifische Form des Kontrollverlusts (auch Kontrollminderung) beschreibt die Unfähigkeit mancher Menschen, den Konsum von Drogen zu steuern oder zu beenden. Ein solcher Verlust der Impulskontrolle kann die Folge von Alkohol- und Drogenwirkung sein und äußert sich etwa als Aggressivität und Hemmungslosigkeit. So kann etwa ein solcher Kontrollverlust bei Alkoholikern eintreten, die nach einem bestimmten Alkoholspiegel wider besseres Wissen zwanghaft weiter trinken müssen. Manche Autoren halten den Kontrollverlust für das zentrale Kriterium von Abhängigkeitserkrankungen.

    Kontrollverlust und Angst

    Obwohl keine sichtbare Gefahr besteht, plagt viele Menschen im Alltag eine diffuse Angst, sodass die evolutionäre Schutzfunktion der Angst verloren geht und die pathologische Angst, die auftritt, obwohl es eigentlich gar keinen Grund dafür gibt, an ihre Stelle tritt und dafür sorgt, dass eine Bedrohung viel intensiver wahrgenommen wird, als es angemessen ist. Wenn ein Mensch die ganze Zeit in Alarmbereitschaft ist, obwohl keine konkrete Bedrohung besteht, verbraucht er sehr viel Energie, der ganze Körper ist auf Flucht eingestellt, das Herz rast, er schwitzt und zittert, der Verdauungsapparat spielt verrückt. Evolutionär betrachtet dient die Angst funktional dazu die Aufmerksamkeit auf die Gefahrenquelle einzuengen. Was die Angst auslöst, ist in den meisten Fällen der Verlust von Kontrolle. Eine Strategie kann dann sein, dass man die Aufmerksamkeit wieder weitet, möglichst viele Informationen sammelt, die ausgeglichen sind und nicht nur fragt, wie gefährlich ist das, sondern auch, was dafür spricht, dass einem nichts passiert. Menschen mit klinischen Angststörungen können häufig nicht akzeptieren, dass es im Leben immer ein Restrisiko gibt und wünschen sich maximale Sicherheit, an der sie dann scheitern. Diesem unerfüllbaren Wunsch liegt unterschwellig in manchen Fällen auch eine katastrophisierende Medienberichterstattung zugrunde, die sich durch viele Themen zieht, Kleinigkeiten zur Bedrohungen aufbläst und vieles zu mental unüberwindlichen Hürden macht.

    Literatur

    Flammer, A. & Nakamura, Y. (2002). An den Grenzen der Kontrolle. Zeitschrift für Pädagogik, 44. Beiheft, 02, 83-107.
    http://paedpsych.jku.at/internet/ARBEITSBLAETTERORD/PSYCHOLOGIEORD/BegriffeSozialpsychologie.html (17-08-12)
    https://de.wikipedia.org/wiki/Kontrollverlust_(Abh%C3%A4ngigkeitssyndrom) (17-08-12)

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