Zum Inhalt springen

Tagebuchmethode

    Ich reise niemals ohne mein Tagebuch. Man sollte immer etwas Aufregendes zu lesen bei sich haben.
    Oscar Wilde

    Tagebuchmethode bezeichnet in der Psychologie die regelmäßige Protokollierung ausgesuchter Verhaltensbereiche. Ursprünglich mit der Entstehung der Entwicklungspsychologie als empirischer Disziplin verknüpft, findet sich die Tagebuchmethode auch in der Klinischen Psychologie und in der Pädagogischen Psychologie als Selbstkontroll- und Selbstreflektionsmethode.

    Unmittelbar praktische Anwendung findet die Methode im Rahmen der psychologischen Verhaltenstherapie. Dabei geht es nicht so sehr um die Datengewinnung und Prozessforschung, sondern diese Methode wird in diesem Fall therapeutisch und pädagogisch für die Selbstreflexion und für die Erlebens- und Verhaltenssteuerung gezielt eingesetzt.

    Standardisierte Tagebücher werden in letzter Zeit auch in der Konsumpsychologie und der Medienwirkungsforschung eingesetzt, wobei damit Auswahlhandlungen und deren Häufigkeit und Ablaufzusammenhänge protokolliert werden sollen.

    Beispiel einer Tagebuchstudie aus der Psychologie des Alterns

    Bellingtier & Neupert (2019) haben in einer Tagebuchstudie 116 ältere und 107 jüngere Erwachsene die Aussage untersucht, dass man nur so alt sei wie man sich fühlt. Ältere Erwachsene fühlen sich an Tagen mit einem hohen Gefühl der Kontrolle deutlich jünger, dieser Effekt fehlt jedoch bei jüngeren Erwachsenen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine höhere tägliche Kontrolle mit einem geringeren subjektiven Alter vor allem bei älteren Erwachsenen verbunden ist, während bei der Einschätzung des subjektiven Alters jüngerer Erwachsener andere Faktoren eine Rolle  spielen. Ältere Menschen fühlen sich daher nur dann jünger, wenn sie der Überzeugung sind, dass sie Kontrolle über ihren Alltag haben, und zwar unabhängig von Stress oder Gesundheitproblemen. Menschen unter Dreißig hingegen kommen sich dann älter vor als sie sind, wenn sie unter Druck stehen oder gesundheitliche Probleme haben, wobei aber Kontrolle oder Autonomie das gefühlte Alter bei ihnen nicht wesentlich beeinflussen. Folgerung: Damit sich älteren Menschen jung fühlen, sollte man diesen möglichst viel Autonomie ermöglichen.

    Literatur

    Bellingtier, Jennifer A. & Neupert, Shevaun D. (2019). Feeling Young and in Control: Daily Control Beliefs Are Associated With Younger Subjective Ages. The Journals of Gerontology, doi:10.1093/geronb/gbz015.
    Wilz, G. & Brähler, E. (Hrsg.) (1997). Tagebücher in Therapie und Forschung. Göttingen: Hogrefe.


    Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl :::

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert