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metakognitive Lernstrategien

    Während kognitive Lernstrategien dazu dienen, einen Lernfortschritt durch die – individuell unterschiedliche – Auseinandersetzung mit einem neuen Stoff zu erreichen, so haben metakognitive Lernstrategien die Funktion, eine interne Erfolgskontrolle der eigenen Lernschritte zu gewährleisten. Beim metakognitiv fundiertem Lehren und Lernen geht es sowohl um die Erschließung von Lerninhalten als auch um den methodischen Zugriff darauf, wobei das Zusammenspiel dieser beiden Bereiche Lernende befähigen soll, sich jederzeit selbständig neue Inhalte zu erarbeiten.

    Selbstständiges Arbeiten und Organisieren sind Kompetenzen, die unter dem Begriff des selbstregulierten Lernens zusammengefasst werden können und von Kindern schon früh geübt werden sollten. Lernstrategien umfassen sinnvoller Weise nicht nur kognitive Methoden wie etwa Lesen oder Wiederholen, sondern eben vor allem metakognitive Strategien wie die sinnvolle Zeiteinteilung oder ressourcenorientierte Strategien wie etwa Techniken, um die Motivation beim nicht immer angenehmen Lernen hoch zu halten. Die Lernenden übernehmen durch den Einsatz metakognitiver Lernstrategien Kontrollaufgaben, die traditionell eigentlich den Unterrichtenden zugeschrieben bzw. von ihnen übernommen werden. Metakognitive Lernstrategien können auf die Planung von Lernschritten, die Kontrolle des erreichten Lernfortschrittes anhand der formulierten Lernziele durch aktive Selbst überwachungstätigkeiten (self-monitoring), oder die flexible Ausrichtung des eigenen Lernverhaltens am Ergebnis dieser Vergleiche ausgerichtet sein. Alle drei Komponenten metakognitiver Lernstrategien bilden im Idealfall einen aufeinander abgestimmten Regelkreis, der Lernende in die Lage versetzt, den eigenen Lernprozess ohne externe Hilfe oder gar Kontrolle zu optimieren.

    Die Planungskomponente metakognitiver Strategien umfasst dabei Aktivitäten zur Planung und inhaltlichen Vorbereitung konkreter Lernphasen. Vor dem Lernen eines Stoffgebiets überlegt man welche Teile eines bestimmten Themengebiets relevant sind und welche nicht, wie weit man in einem bestimmten Zeitabschnitt mit der Durcharbeitung des Stoffs kommen möchte, in welcher Reihenfolge man den Stoff durcharbeiten sollte und wie man am effektivsten vorgehen kann, um sich mit dem Lernstoff vertraut zu machen und auseinanderzusetzen.

    Die Überwachungskomponente der metakognitiven Lernstrategien umfasst Aktivitäten zur Kontrolle des eigenen Lernprozesses anhand eines gezielten Soll-Ist-Vergleichs, d.h., einem Vergleich von gesteckten Zielen und erreichtem Lernforschritt. Bei der intensiven Selbstüberwachung des Lernerfolges stellt man sich Fragen zum Stoff, um sicherzugehen, dass man auch alles verstanden hat, bearbeitet zusätzliche Aufgaben, um festzustellen, ob man den Stoff wirklich verstanden hat, rekapituliert die wichtigsten Inhalte, ohne die Unterlagen zu Hilfe zu nehmen und erklärt Teile des Lernstoffs einem anderen, um das eigenes Verständnis zu überprüfen.

    Die Regulierungskomponente der metakognitiven Lernstrategien bezieht sich auf Verhaltensänderungen, die sich aus der Selbstdiagnose von Lernschwierigkeiten ergeben. Hierzu gehört etwa das nochmalige, langsamere Durcharbeiten von Inhalten, die beim ersten Lerndurchgang unklar geblieben sind und die Anpassung der Lerntechnik an die höheren Anforderungen.

    Der Einsatz metakognitiver Strategien hat sich zwar in zahlreichen Studien als wichtiger Faktor für erfolgreiches Lernen erwiesen, doch ist der Erwerb metakognitiver Strategien jedoch in der Regel mühsam und selten beiläufig oder zufällig wie reiner Wissenserwerb. Auch hat sich gezeigt, dass Lernende metakognitive Strategien bei der Nutzung kognitiver Lernstrategien meist nur unzureichend bzw. ineffektiv einsetzen, da der geübte Einsatz metakognitiver Strategien von vielen anderen Faktoren abhängt, etwa der Art und Komplexität der Strategien und den instruktionalen Rahmenbedingungen der jeweiligen Lernsituation.

    Patricia Chen hat in einer Studie nachgewiesen, dass Menschen größere Erfolge erzielen, die im Vorhinein über ihr Handeln nachdenken. Dabei reichen schon wenige Minuten der Selbstreflexion aus, um am Ende deutliche Verbesserungen zu erzielen. In dieser Studie testete Chen zwei Gruppen von Schülern, die sich kurz vor einer Statistikprüfung befanden. Eine Gruppe wurde im Vorhinein lediglich an die Prüfung erinnert, die zweite Gruppe nahm zehn Tage zuvor an einer 15-minütigen Befragung teil, wobei im Rahmen der Befragung die Schüler auf Fragen wie: Welche Note streben Sie an? Wie wichtig ist die Note? Wie wollen Sie sich auf die Prüfung vorbereiten? antworteten sollten. Die befragte Gruppe schnitt bei der Prüfung rund 30 Prozent besser ab als die Vergleichsgruppe, und nutzte ihre Ressourcen effektiver zur Vorbereitung und war deutlich weniger gestresst. Wer sich also vor dem Lernen bewusst mit seinen Zielen auseinandersetzt, lernt den Stoff schneller und schreibt bessere Noten.

    Literatur

    Chen, P., Chavez, O., Ong, D. C., Gunderson, B. (2017). Strategic Resource Use for Learning: A Self-administered Intervention that Guides Self-Reflection on Effective Resource Use Enhances Academic Performance. Psychological Science, doi/abs/10.1177/0956797617696456.
    http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/INTERNET/ARBEITSBLAETTERORD/LERNTECHNIKORD/LERNSTRATEGIEN/meta.html (17-05-10)

     


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