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Konstruktivität

    Aus psychologischer Sicht ist für den Menschen die Konstruktivität in einem trivialen Sinne schon deshalb gegeben, weil die Inhalte seiner Wahrnehmung ihrer Natur und Beschaffenheit nach nichts mit den Zuständen in der realen Welt zu tun haben können. Die Prozeduren zur Aufrechterhaltung des Systems kommen nicht durch die Umwelt zustande, sondern es werden vom Menschen nur deren Ergebnisse werden an ihr überprüft. Erst aus dem komplexen Zusammenspiel der neuronalen Netze auf vielen Niveaus im Kreislauf zwischen Verhalten, Wahrnehmung, Bewertung, Gedächtnis, Aufmerksamkeit und wieder Wahrnehmung entstehen neue Inhalte. Diese Inhalte sind aber nicht auf Moleküle, Gene oder Nervenzellen rückführbar, sondern nur auf die funktionale Organisation des Gehirns. Es sind interne Zustandsbedingungen, die in Phasen der Instabilität nach Perturbationen von außen neue Informationen im Sinne von neuen Bedeutungen schaffen.

    Konstruktivität bedeutet letztlich, dass die Wahrnehmung niemals eine Rekonstruktion der Wirklichkeit erzeugen kann, sondern diese Wirklichkeit erst aus  verfügbaren Informationen, die aber erst im Wahrnehmungsprozess zu Informationen werden, eine handlungsrelevante interne Repräsentation konstruiert. Dieser Prozess benötigt Regeln, um die Vielfalt der möglichen Interpretationen einzuschränken, wobei sich diese abermals aus Merkmalen der Umwelt ergeben, an die sich das System angepasst hat, also aus den genetisch tradierten oder gelernten Regularitäten der Umwelt. Letztlich liefern erst nichtzufällige Eigenschaften Informationen zur Struktur von Objekten der Umwelt, wobei eine wichtige Grundlage das bisher erworbene Wissen über die Eigenschaften der Welt ist. Objekte der Umwelt sind dabei symbolische Repräsentationen und erst das allgemeine Wissen über diese Objekte erlaubt eine Strukturierung des meist unüberschaubaren Informationsangebotes. Diese Konzepte von Objekten sind Bestandteil des symbolischen Basiswissens, auf dem Lernprozesse erst aufbauen können, schränken aber zugleich für eine gegebene Situation die möglichen Interpretationen ein, die in einem konstruktiven Wahrnehmungsvorgang überhaupt entstehen könnten.


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