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Symbolische Selbstergänzung

    Die Theorie der Symbolischen Selbstergänzung (Wicklund & Gollwitzer, 1982) geht von den Problemen aus, die durch Diskrepanzen zwischen Selbstbild und Idealbild hervorgerufen werden. Vor allem Menschen, die einen großen Unterschied zwischen dem Ideal- oder Wunschbild von sich selbst und der Realität zu überwinden versuchen, stabilisieren ihr Selbstgefühl oft mit Symbolen und Attributen, um sich als jene Menschen zu inszenieren, die sie gerne sein wollen. Wer sich als Abenteurer, Künstler, Freigeist,  Bonvivant oder Topmanager  sieht, das im wirklichen Leben aber nicht verwirklichen kann, sucht in der ihn umgebenden Kultur nach Bausteinen der Selbstdefinition, d. h., er legt sich die Attribute und Symbole zu, um sich zumindest symbolisch selbst zu vervollständigen. Bei dieser symbolischen Selbstergänzung kommt es gar nicht so sehr auf die Außendarstellung an, sondern eher auf die Selbststabilisierung. Mit den gewählten Attributen beweist man sich vor allem selbst, dass man im Herzen ein Künstler, Connaisseur oder Abenteurer geblieben ist. Besonders deutlich findet man das etwa im Bereich der Kunst, wenn sich das die Künstler umgebende Personal (Galeristen, Journalisten, Begleiter etc.) ausgefallener präsentiert als die Künstler selbst.

    Nach Gollwitzer – dem Begründer der Wenn-Dann-Pläne, einer Selbsthilfe-Strategie zur Zielverwirklichung – ist ein Ziel noch lange kein Plan, denn entscheidend ist, dass man nicht nur das erwünschte Ergebnis festlegt, sondern auch einen Plan macht, wie sich dieses Ergebnis erreichen lässt. Menschen, die etwas in ihrem Leben ändern wollen, bleiben aber meist beim bloßen Zielsetzen stehen, sodass es sich empfiehlt, einen Plan zu machen, wann, wo und auf welche Art das Ziel erreicht werden soll, und zwar nach dem Schema: „Wenn Situation X eintritt, führe ich Verhalten Y aus.“ Durch diese Verknüpfung wird das zielgerichtete Verhalten automatisch ausgelöst und erfordert weniger Selbstkontrolle. Die kritische Situation im Wenn-Teil muss aber nicht durch einen Zeitpunkt oder einen Ort gekennzeichnet sein, es kann sich auch um einen inneren Zustand handeln wie „Wenn ich wütend werde, atme ich tief durch und zähle bis zehn.“ Wenn-Dann-Pläne haben sich in vielen Bereichen als effektiv erwiesen, denn so nahmen übergewichtige Frauen mit einem Programm doppelt so viel ab, wenn sie zusätzlich Wenn-Dann-Pläne zu ihrem Ess- und Sportverhalten anfertigten. Vergleichbar gute Effekte hat die Methode auch auf das Rauchen, die Verhütung, die Einnahme von Medikamenten und die Wahrnehmung von Vorsorge-Untersuchungen.

    Literatur

    Ernst, Heiko (2017). Ich will endlich ich sein. Psychologie heute, 48, 14-19.
    Wicklund, Robert A.  & Gollwitzer, Peter M.  (1982). Symbolic self-completion. Hillsdale NJ: Lawrence Erlbaum.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Symbolische_Selbsterg%C3%A4nzung (12-11-21)
    https://www.badische-zeitung.de/der-wille-ist-es-nicht-allein–180850944.html (19-12-27)


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