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Terror-Management-Theorie

    Die Terror-Management-Theorie ist ein sozialpsychologischer Erklärungsversuch zur Angst vor dem Tod und wurde von S. Solomon et al. (2004) entwickelt, und befasst sich mit typischen Reaktionsmustern, die Menschen im Umgang mit Todesangst und dem Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit entwickeln. Der theoretische Ausgangspunkt ist die auf evolutionsbiologischen Zielvorstellungen basierende Annahme der eigenen Unvergänglichkeit, die mit der menschlichen Einsicht kollidiert, dass Menschen über ein reflektierendes Selbstbewusstsein verfügen und genau wissen, dass sie vergänglich sind und dem Tod nicht entgehen können. Sie besagt demnach, dass das Bewusstwerden der eigenen Sterblichkeit (Mortalitätssalienz) Angst verursachen kann, die durch zwei Bewältigungsmechanismen unter Kontrolle gehalten wird: Weltanschauung und Selbstwert.

    Die kulturelle Weltanschauung kann durch soziale Normen, höheren Sinn, Transzendenz oder die Hoffnung auf Unsterblichkeit eine Struktur und Wertestandards schaffen, die dem Individuum ein Gefühl von Sicherheit geben. Der Selbstwert kann durch den Glauben an und eine Lebensführung nach den Wertestandards dieser Weltanschauung erworben werden und ist eine emotionale Ebene der Selbsterhaltung. Allerdings werden auch anderen Menschen gegenüber, die über andere Weltanschauungen oder Kulturen verfügen, zur Zielscheibe von Vorurteilen und Ethnozentrismus.

    Der Mensch weiß im Gegensatz zu Tieren, dass er eines Tages sterben wird, und das macht ihm Angst, und um diese Angst zu reduzieren, erfindet er sich eine Religion und glaubt an das ewige Leben, am besten in einem Paradies. Auch wenn man annimmt, dass dadurch im Christentum gläubige Menschen auf eine Existenz nach dem Tode hoffen, was ihnen die Angst vor dem Sterben nehmen sollte, so sind auch Atheisten relativ furchtlos. Jong et al. (2017) haben in einer Metaanalyse eine schwache negative Korrelation zwischen Religiosität und Angst vor dem Tode gefunden, gleichgültig wie Religiosität dabei definiert war, ob als Glaube an Gott oder ein irgendwie geartetes Nachleben oder auch nur als frommes Verhalten wie Kirchgang und Gebet. Nur die intrinsisch Religiösen, also Menschen, die an die Inhalte ihrer Religion glauben, unterscheiden sich von den extrinsisch Religiösen, die einfach pragmatisch die sozialen und emotionalen Vorteile einer religiösen Gemeinschaft schätzen. Aber immerhin bei der Hälfte der Studien zeigte sich überhaupt kein Zusammenhang zwischen Religiosität und Angst vor dem Tode, sondern in 18 Prozent der Studien fürchteten sich die religiösen Menschen sogar mehr als der durchschnittliche Ungläubige vor dem Ende ihres Lebens. Auch bei den überzeugten Atheisten zeigte sich eine leicht reduzierte Todesangst, sodass man gemäß der Terror-Management-Theorie, dass jede starke Weltanschauung die Angst reduziert, wobei der Atheismus die gleiche Terror-Management-Funktion wie traditionelle Religionen erfüllt.

    Literatur

    Jong, J., Ross, R., Philip, T., Chang, S. H., Simons, N., & Halberstadt, J. (2017). The religious correlates of death anxiety: a systematic review and meta-analysis. Religion, Brain & Behavior, doi: 10.1080/2153599X.2016.1238844.
    Solomon, S., Greenberg, J & Pyszczynski, T. (2004). The cultural animal: Twenty years of Terror Management Theory and research. In J. Greenberg, S. L. Koole, & T. Pyszczynski (Eds.): Handbook of experimental existential psychology (pp. 13–34). New York: Guilford.
    https://portal.hogrefe.com/dorsch/terror-management-theorie/ (11-11-12)
    http://www.sueddeutsche.de/wissen/psychologie-glaubenssache-1.3438289 (17-03-28)


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