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Charles Bonnet Syndrom

    Das Charles Bonnet Syndrom bezeichnet das Phänomen, dass trotz ihrer Behinderung  erblindete oder ertaubte Menschen unter sinneseinschlägigen Halluzinationen leiden. Das Syndrom, benannt nach dem Entdecker, tritt meist bei älteren Menschen auf, die durch den Grauen Star oder eine Makuladegeneration ihre Sehfähigkeit ganz oder teilweise eingebüßt haben, wobei die Schädigung sowohl im vorderen Teil der Sehbahn als auch im hinteren Teil liegen kann.

    Das Hauptsymptom des Charles-Bonnet-Syndroms sind demnach visuelle Pseudohalluzinationen, da die Betroffenen wissen, dass das, was sie sehen, nicht real ist. Meist werden die Wahrnehmungen auch nicht als besonders störend empfunden, wobei die Inhalte individuell verschieden sind, meist handelt es sich jedoch um komplexere visuelle Erlebnisse, also wenn es sich nicht nur um Farben oder Formen handelt, sondern um reale Gegenstände, Menschen, Tiere usw.

    Beim langsamen Verlust der Sehfähigkeit treten unwillkürliche, oft sehr komplexe Halluzinationen auf, und zwar sowohl statische als auch bewegte Menschen, Tiere, Gebäude und Szenen, die kurz bestehen bleiben und dann nach mehreren Minuten wieder verschwinden. Gehirnscans zeigen dabei eine deutliche Übereinstimmung zwischen den optischen Trugbildern und der Hirnaktivität, da Halluzinationen von Gesichtern, Farben, Texturen oder Objekten jeweils die spezifischen Areale aktiveren, die auch normalerweise an der Wahrnehmung dieser Objekte beteiligt sind.

    Erklärungen für die Entstehung des Charles-Bonnet-Syndroms beruhen auf Veränderungen im visuellen System, wonach Läsionen, die das Sehvermögen beeinträchtigen, zu neuen, falschen Signalen führen, deren Weiterleitung schließlich zu den Pseudohalluzinationen führt, bzw. dass die Läsion dazu führt, dass nachgeschaltete Hirnareale keine Signale mehr erhalten. Durch den fehlenden Einfluss der geschädigten Areale wird die Aktivität in den erhaltenen Regionen stärker durch deren spontane Eigenaktivität bestimmt. Der Einfluss dieser intrinsischen Aktivität ist umso größer, je weniger Input ein Hirnareal erhält. Für diese Theorie spricht auch das Phantom-Augen-Syndrom, bei dem ähnlich wie bei Phantomschmerzen eines amputierten Armes oder Beines die Betroffenen von Wahrnehmungen des eigentlich bereits amputierten Körperteils berichten. Als Auslöser wurden vor allem Dunkelheit und das Schließen der Augenlider beschrieben, also Mechanismen der sensorischen Abschirmung.

    Literatur

    https://scilogs.spektrum.de/hirn-und-weg/charles-bonnet-syndrom-oder-gespenster-sieht-man-im-dunkeln/ (23-01-23)
    https://www.pro-retina.de/leben/krankheitsbilder/begleiterkrankungen/charles-bonnet-syndrom/fakten-zum-charles-bonnet-syndrom (19-11-14)


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