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memory borrowing

    Memory borrowing ist die Bezeichnung für das Phänomen, dass manche Menschen fremde Erfahrungen oder Anekdoten als eigene ausgeben, wobei manche dabei die eigenen Erinnerungen fälschen, ohne es zu wissen. Nach neueren Untersuchungen (Brown et al., 2015) handelt es sich um ein Massenphänomen, allerdings betraf das StudentInnen in einer experimentellen Situation. Mehr als die Hälfte der 18- bis 40-Jährigen würde demnach in Erwägung ziehen, das Erlebnis eines Freundes so zu erzählen, als hätten sie diese selbst erlebt, d. h., sie borgen sich die Erinnerung aus. Man vermutet, dass eine Ursache darin liegt, dass Menschen wissen, dass man andere Menschen mit einer guten Geschichte unterhalten kann, was auch für das eigene Selbstbewusstsein höchst befriedigend ist. Dabei werden beim Erzählen von Anekdoten sowohl die Sprache als auch die Details variiert, je nachdem, wem man sie gerade erzählt, d. h., man verzerrt, über- oder untertreibt oder verschweigt Einzelheiten bewusst und unbewusst, denn man passt seine Erlebnisse den Erwartungen der ZuhörerInnen an. Vermutlich ist auch das Ausleihen von Erinnerungen bequem, wobei irgendwann das Gehirn die Schwindelei selbst glaubt. Das vorübergehende Leihen einer fremden Geschichte führt auch dazu, dass sie dauerhaft als eigenes Erlebnis gespeichert wird. Interessanterweise ist es bei unglücklichen Erlebnissen oder Fehlschlägen umgekehrt, denn die schreibt man häufiger einem anderen zu, auch wenn es die eigenen sind. Siehe dazu auch das Phänomen der Attribution.

    Literatur
    Brown, A. S., Caderao, K. C., Fields, L. M., & Marsh. E. J. (2015). Borrowing Personal Memories. Applied Cognitive Psychology, 29, 471–477.


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