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Konformität

    Wir schätzen die Menschen, die frisch und offen ihre Meinung sagen – vorausgesetzt, sie meinen dasselbe wie wir.
    Mark Twain

    Konformität bezeichnet in der Psychologie eine an den Normen einer Bezugsgruppe orientiertes Verhalten einer Person. Konformität ist zwar ein dem Gehorsam verwandtes sozialpsychologisches Phänomen, unterscheidet sich dabei aber vom Gehorsam insofern, als der Einfluss bei konformem Verhalten von einer Gruppe von Individuen gleichen oder ähnlichen Status ausgeht. Während die Einflussnahme im Fall des Gehorsams direkt verläuft, funktionieren die Mechanismen der Konformität meist durch unmerklichen, indirekten Druck durch eine Gruppe, wobei Konformität  soziale Ungleichheiten nivelliert, während Gehorsam soziale Hierarchien entweder erhält oder neu entstehen lässt.

    1. Definition
    Konformität bedeutet sich einer Gruppe anpassen und sich dem Gruppendruck unterzuordnen. Die Verhaltensänderung erfolgt immer um mit der Gruppe eine größere Übereinstimmung zu finden und sie muss sich an den Gruppennormen orientieren. Um eine Urteilsänderung zu bewirken muss die Gruppe keinen Druck ausüben oder mit Sanktionen drohen, es reicht die Anwesenheit mehrerer Personen, die abweichende Urteile abgeben (vgl. Wilkening 1978, S. 1).

    2. Definition
    Aus sozialpsychologischer Sicht ist Konformität die Beseitigung eines sinnlich wahrgenommenen Zwiespalts zwischen Eigen- und Gruppenverhalten durch sozialen Druck, der von Personen und Gruppen sowie deren Normen, Erwartungen und Sanktionen ausgeübt wird. Aus soziologischer Sicht bezeichnet Konformität ein an sozialen Vorstellungen orientiertes Verhalten. Hierbei wird weder die Diskrepanz noch der dynamische Aspekt einer Bewegung berücksichtigt (vgl. Wiswede 1976, S. 15).

    3. Definition
    Es wird unterschieden zwischen Anpassungskonformität und Einstellungskonformität. Bei der Anpassungskonformität geschieht die Anpassung an das Gruppenverhalten entgegen der eigentlichen Überzeugung. Bei der Einstellungskonformität geschieht die Änderung der Meinung aus innerer Überzeugung (vgl. Peuckert 1975, S. 2).

    4. Definition
    Als positiver Aspekt der Konformität wird gesehen, dass sich eine Norm, an der man sich orientiert, erst durch Gruppendiskussion herausbilden kann. Wenn eine bestehende Norm dadurch außer Kraft gesetzt wird, dann ist das positiv, da die Person erst in der Gruppe ihren Freiraum erhält, andererseits aber negativ, wenn die Normänderung zu einem kriminellen Verhalten führt. Konformität wird auch als Übereinstimmung mit den Orientierungspunkten der Gruppe, dh dem sozialen Wert und dem Kleingruppenstandard, gedeutet (vgl. Hogrefe 1989, S. 482).

    5. Definition

    Unter konformem Verhalten unter Gruppendruck wird verstanden, dass sich ein Gruppenmitglied an die Meinung der restlichen Mitglieder anpasst, auch wenn offensichtlich eine andere Meinung/Antwort die korrekte ist. Es wird unterschieden in „Beständige-Nicht-Konformität“ (das Individuum weicht auch unter Gruppendruck nicht von seiner Meinung ab), „Vorübergehende Nicht-Konformität“ (das Individuum gibt vorerst korrekte Antwort, später aber auch konforme), „Vorübergehende Konformität“ (das Individuum gibt vorerst falsche Antwort, später aber konforme und nicht konforme Antworten) und „Beständige Konformität“ (das Individuum ordnet sich immer der Gruppenmeinung unter) (vgl. Stephan 1990, S. 86f).

    Literatur

    Peuckert, R. (1975). Konformität. Erscheinungsformen – Ursachen – Wirkung. Stuttgart: Ferdinand Enke Verlag.
    Wiswede, G. (1976). Soziologie konformen Verhaltens. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer GmbH.
    Wilkening, K. (1978). Konformität unter Gruppendruck. Weinheim, Basel: Beltz Verlag.
    Hogrefe, Dr, C. J. (1989). Enzyklopädie der Psychologie, Themenbereich D, Praxisgebiete, Wirtschafts-, Organisations- u. Arbeitspsychologie 3. Göttingen: Verlag für Psychologie.
    Stephan, E. (1990). Lehr- und Forschungstexte Psychologie. Zur logischen Struktur psychologischer Theorien. Berlin Heidelberg: Springer-Verlag.


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