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anhaltend somatoforme Schmerzstörung – ASS

    Die anhaltende somatoforme Schmerzstörung (ASS) ist geprägt durch mindestens sechs Monate dauernde Schmerzen, ohne dass eine körperliche Ursache vorliegt, die das Ausmaß der Schmerzen erklären könnte. Die Bezeichnung somatoform besagt, dass die Störungen wie körperlich verursacht aussehen, es nach dem gegenwärtigen Wissensstand aber nicht sind, wobei die Betroffenen selbst überzeugt sind, eine körperliche Störung zu haben. Auslöser sind psychische Umstände wie emotionale Konflikte oder psychosoziale Probleme, wobei Frauen davon häufiger betroffen sind als Männer. Somatoforme Symptome treten bei etwa 80 Prozent der Bevölkerung zumindest zeitweise auf, gehen in der Regel aber von selbst vorüber und werden daher kaum beachtet bzw. als krankheitswertig wahrgenommen. Die Störung tritt vermehrt im Alter zwischen 30 und 50 Jahren auf, wobei die Schmerzen entweder nur eine Körperregion oder  gleichzeitig mehrere Regionen wie Kopf, Schulter, Rücken, Arm, Brust, Bauch oder Beine  betreffen. Begleiterscheinungen sind häufig auch Magen-Darm-Beschwerden, Erschöpfung, Schlafstörungen, Schwindel, Spannung und Unruhe. Betroffene fühlen sich hilflos, denn es gibt keinen greifbaren Grund, keinen kranken Körperteil und keine vernünftige Erkrankung, der man die Schmerzen zuschreiben könnte. Häufig müssen sie sich auch den Verdacht gefallen lassen, dass sie ihr Leid nur simulieren würden. Früher wurde diese Form der Erkrankung manchmal als larvierte Depression bezeichnet, es finden sich aber auch Bezeichnungen wie vegetative Dystonie, allgemeines psychosomatisches Syndrom oder Konversionshysterie.

    Bei der anhaltende somatoforme Schmerzstörung können psychische Probleme die Schmerzen sowohl auslösen als auch verstärken. Seelische Konflikte und anhaltende schwere Belastungen sind dabei charakteristisch, wobei häufig negative Emotionen  als körperliche Schmerzen wahrgenommen werden. Eine Erklärung wäre, dass das Schmerzempfinden im Gehirn in einem Areal angesiedelt das, das auch Sitz der Emotionen ist, d. h., soziale und körperliche Stress-Schmerzsysteme sind auf neurobiologischer Ebene eng verknüpft, sodass es bei lang anhaltenden belastenden Situationen zu einer Aktivierung von körperlichem Schmerz und negativen Gefühlen kommt. Häufig liegen bei der anhaltenden somatoformen Schmerzstörung auch traumatische Erlebnisse in der Kindheit oder jahrelanger Stress im Sinne von starker emotionaler Belastung vor.

    Herkömmliche Schmerzmittel sind in der Regel wirkungslos, doch Antidepressiva haben sich bei manchen Betroffenen als wirkungsvoll erwiesen, den sie können den Betroffenen helfen, eine gewisse Distanz gegenüber ihren Schmerzen aufzubauen und zu einem besseren Schlaf und verminderter Anspannung zu führen. Die Interaktion zwischen Ärzten und Menschen mit somatoformen Störungen ist häufig schwierig, denn nicht selten kommt es zu häufigen Arztwechseln („doctor-hopping“ oder „doctor-swapping“). Als Grund wird zumeist die Diskrepanz in den jeweiligen Ursachenüberzeugungen angesehen, denn der Arzt vermutet nach fehlendem Nachweis organischer Erklärungen psychogene Ursachen oder Simulation oder, dass der Patient ihn belästigen will. Daher werden keine oder falsche Diagnosen gestellt., wobei der Betroffene diese Situation mit großer Sorge erlebt und teilweise weiter organische Ursachen annimmt, weil nur diese für ihn eine Legitimierung seiner Beschwerden bedeuten und fühlt sich vom Arzt nicht ernstgenommen.

    Allerdings steht bei der Behandlung die Psychotherapie im Vordergrund, denn es gilt vor allem, den zugrunde liegenden Konflikt oder die andauernde Belastungssituation aufzuarbeiten. Ziel ist es aber auch, die Schmerzwahrnehmung zu verändern, d. h., zu lernen, dass negative Gefühle oft als körperlicher Schmerz erlebt werden, wodurch sich der Grad des Leides bis zu einem gewissen Grad bewusst steuern lässt. Gegen Schmerzen anzukämpfen, sie abzulehnen oder gar bewusst zu versuchen, sie auszublenden, verstärkt die Schmerzen sogar noch, während die Einstellung hilfreicher ist, die Schmerzen als Teil des Lebens anzunehmen. Menschen mit einer anhaltenden somatoformen Schmerzstörung haben nicht selten eine Persönlichkeitsstruktur mit stark ausgeprägtem Willen, wobei eine solche Lebenshaltung zwangsläufig zu Spannungszuständen führt, die sich auch körperlich manifestieren können. Bei diesem Menschen entwickelt sich mit der Zeit ein zunehmender Teufelskreis, weil sie auch den stärker werdenden körperlichen Spannungen und den Schmerzen mit derselben Haltung begegnen und auch hier ihren Willen durchsetzen wollen, die Schmerzen ablehnen und  mit dieser Haltung die inneren Spannungszustände weiter steigern. Erst wenn es gelingt, das gewohnte Bewertungsprogramm zu erkennen und Stück für Stück davon abzurücken, im Sinne von loslassen und die Dinge sein zu lassen, wie sie sind, kann es zu einem Abklingen der Symptomatik kommen bis hin zur völligen Beschwerdefreiheit.

    Quellen
    http://de.wikipedia.org/wiki/Somatoforme_St%C3%B6rung (11-11-21)
    http://www.panikattacken.at/schmerzstoerung/schmerzen.htm (11-11-21)


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