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Persönlichkeit nach Eysenck

    Hans Eysenck erforschte die Unterschiede in der Persönlichkeit von Menschen, wobei er schon in seinem ersten Buch Dimensions of Personality das Konzept von Introvertiertheit, Extrovertiertheit und Neurotizismus entwickelte. Er ging davon aus, dass diese Merkmale genetisch bedingt und in der Physiologie des Menschen verankert sind, wobei er deren Sitz im Gehirn und im zentralen Nervensystem vermutete. Durch unterschiedliche Stufen der Erregung des Gehirns werden entweder die Extrovertiertheit oder die Introvertiertheit ausgebildet, wird emotional auf Ereignisse reagiert, tritt die neurotische Dimension in den Vordergrund, die ihre Basis im Nervensystem hat. Turhan Canli (Stony Brook University, New York) konnte 2005 zeigen, dass die Amygdala, eine wichtige Emotionszentrale im Gehirn, bei Extrovertierten linksseitig vergrößert ist. Umgekehrt geht die Neigung zu negativen Gefühlen (Neurotizismus) rechtsseitig mit verringertem Amygdalavolumen einher.

    Persönlichkeit ist nach Eysenck demnach „die mehr oder weniger stabile und dauerhafte Organisation des Charakters, Temperaments, Intellekts und Körperbaus eines Menschen, die seine einzigartige Anpassung an die Umwelt bestimmt. Der Charakter eines Menschen bezeichnet das mehr oder weniger stabile und dauerhafte System seines konativen Verhaltens (des Willens); sein Temperament das mehr oder weniger stabile und dauerhafte System seines affektiven Verhaltens (der Emotion oder des Gefühls); sein Intellekt das mehr oder weniger stabile und dauerhafte System seines kognitiven Verhaltens (der Intelligenz); sein Körperbau das mehr oder weniger stabile System seiner physischen Gestalt und neuroendokrinen (hormonalen) Ausstattung“ (Eysenck, 1970, S. 2).

    Bei der Extrovertiertheit ist das Gehirn weniger erregbar und deshalb sucht der extrovertierte Mensch nach externen Stimulationen und fühlt sich vorwiegend über den Kontakt zu anderen Menschen wohl. Extrovertierte gehen auch offener auf Ereignisse zu, da sie sich wenig Sorgen machen, wie sie von anderen Menschen wahrgenommen werden. Dieser nach außen gerichtete Mensch ist daher in der Regel lebhafter und optimistischer, was aber auch negativ in Rastlosigkeit, Freude am Risiko und Unzuverlässigkeit umschlagen kann.

    Das Gehirn des Introvertierten ist erregbarer, was ihn anfälliger für Stimmungsschwankungen macht, d.h., er meidet sicherheitshalber und auf Grund früher Erfahrungen zu viel sozialen Austausch, braucht er ihn subjektiv betrachtet auch nicht, da sein reiches Innenleben dieses Manko kompensieren kann. Da Introvertierte die Umwelt intensiver erleben, reagieren sie stärker und mit mehr Besorgtheit auf die äußeren Lebensumstände. Sie sind normalerweise reservierter, ernster und pessimistischer als Extrovertierte, was im negativen Fall zu mangelndem Selbstwert und Schuldgefühlen führen kann.

    Neurotizismus ist hingegen ein Zeichen dafür, wie sehr ein Mensch dazu neigt, nervös, ängstlich, besorgt oder gestresst zu sein, wobei hohe Werte bedeuten können, dass das Gehirn eine Prädisposition für Neurosen aufweist, während ein niedriger Wert mit mehr emotionaler Stabilität zusammen hängt. Menschen mit neurotizistischen Anlagen aufweisen reagieren oft überzogen auf äußere Reize. Introvertierte Menschen mit dieser Anlage sind anfällig für Phobien oder Panikattacken, Extrovertierte neigen hingegen dazu, die Wirkung von Ereignissen zu unterschätzen.

    Eysenck entwickelte ein Persönlichkeitssystem, bei dem sich die Persönlichkeit jedes Individuums als Resultat der Ausprägung der Dimensionen Introversion-Extraversion und Labilität-Stabilität (Neurotizismus) beschreiben lässt. Die Theorie von Eysenck ist keine Persönlichkeitstypologie, sondern eine Faktorentheorie, die auf Persönlichkeitsdimensionen basiert. Eine weitere Dimension seiner Persönlichkeitstheorie ist der Psychotizismus, der sozial abweichendes Verhalten zum Gegenstand hat, die Eysenck später seiner Theorie hinzufügte, und dazu diente, die Wahrscheinlichkeit zu bestimmen, ob ein Mensch gegen ein System rebelliert, leicht die Beherrschung verliert oder in bestimmten Situationen ohne Rücksicht auf Verluste agiert.

    eysenck

    Persönlichkeit ist nach Eysenck dabei die mehr oder weniger stabile und dauerhafte Organisation des Charakters, Temperaments, Intellekts und Körperbaus eines Menschen, die seine einzigartige Anpassung an die Umwelt bestimmt. Der Charakter eines Menschen bezeichnet das mehr oder weniger stabile und dauerhafte System seines konativen Verhaltens (des Willens); sein Temperament das mehr oder weniger stabile und dauerhafte System seines affektiven Verhaltens (der Emotion oder des Gefühls); sein Intellekt das mehr oder weniger stabile und dauerhafte System seines kognitiven Verhaltens (der Intelligenz); sein Körperbau das mehr oder weniger stabile System seiner physischen Gestalt und neuroendokrinen (hormonalen) Ausstattung.

    Zur Person Hans Eysenck

    Hans Eysenck wurde in Deutschland geboren. Seine Eltern waren Schauspieler, die sich jedoch scheiden ließen, als Hans zwei Jahre alt war. Er wuchs dann bei seiner Großmutter auf, die er jedoch mit 18 Jahren verließ, als die Nationalsozialisten an die Macht kamen. Da er ein aktiver Judensympathisant war, war sein Leben in Gefahr. In England setzte er seinen Bildungsgang fort und erwarb dort 1940 seinen Dr. phil in Psychologie an der Londoner Universität. Während des 2. Weltkriegs diente er als Psychologe in einem Notfall-Krankenhaus, wo er Forschung über die Zuverlässigkeit von psychiatrischen Diagnosen betrieb. Seine Ergebnisse führten dazu, dass er in lebenslanger Feindschaft zur klinischen Mainstream Psychologie stand. Nach dem Krieg lehrte er an der Universität London, ebenso diente er als Direktor der psychologischen Abteilung des Institute of Psychiatry, verbunden mit dem Bethlehem Hospital. Er hat 75 Bücher und 70 Artikel geschrieben. Er ging 1983 in den Ruhestand, schrieb jedoch weiter bis zu seinem Tod am 4. September 1997.

    Kritik

    Hans Jürgen Eysenck ging in der Persönlichkeitsforschung von genetisch bedingten Unterschieden der Menschen aus und entwickelte ein Persönlichkeitsmodell, bei dem sich die Persönlichkeit jedes Individuums vor allem auf der Dimensionen Introversion–Extraversion beschreiben lässt. Die Kritik an diesem Modell Hans Jürgen Eysencks richtet sich vor allem darauf, dass er Menschen auf zwei grundlegende Verhaltenseigenschaften reduziert. Da Eysenck selber zu den Extrovertierten gezählt werden muss, hat er seine Eigenschaften (extravertiert = offen, emotional intelligent) als eher positiv hervorgehoben, und da Introvertierte sich mehr Zeit zugestehen, um eine Sache vernünftig zu überdenken, hat er diese Persönlichkeit als unschlüssig, zögernd und auch als schüchtern bzw. emotional instabil eher negativ bewertet. Introvertiertheit hat aber nicht unbedingt etwas mit Schüchternheit zu tun, sondern ist eine angeboren biologische Energiedisposition, die bestimmt, ob jemand dazu neigt sich zurückhaltend zu verhalten als einfach loszustürmen. Es handelt sich also um zwei angeborene Formen der Lebensbewältigung, die durch Umwelt und Erziehung nur wenig beeinflusst werden können.

    Literatur

    Eysenck, H.J. (1970). The structure of human personality. London: Methuen.


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    3 Gedanken zu „Persönlichkeit nach Eysenck“

    1. Der Mandelkern nennt sich Amygdala. Mit g 😉

      Gruß

      Nicole

    2. Vielleicht wäre es nett, im Abschnitt über Eysenck noch seine Geburts- und Todesdaten einzufügen: *4. März 1916 in Berlin; † 4. September 1997 in London.

      Gruß
      Marlene

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