Zum Inhalt springen

Begabung

    Alltäglich bezeichnet es eine Veranlagung oder Fähigkeit und definiert vor allem Leistungsstandards in bestimmten Wissensgebieten (z.B. Wissenschaft, technische oder künstlerische Fertigkeiten usw.). Synonyme für Begabung sind unter anderem Talent oder Gabe sowie Anlag (d.h. die angeborenen Fähigkeit für irgendetwas).

    „Gleich zu Beginn soll auf eine ziemlich problematische Tatsache hingewiesen werden: Bereits im Begriff Begabung wird auf ein <Gegebenes> oder ein <Gabe> Bezug genommen, was nicht selten als Geschenk Gottes oder des Schicksals angesehen wird(Gordon 1981, zit. Nach Kraemer 1991, S.86). Diese Vorstellung ist auch in der Rede von <begnateten Künstlern> enthalten. Heutzutage wäre Begabung besser als Set von Vorgaben durch die Natur zu bezeichnen. Etymologisch verwandt mit Gabe ist auch das englische Wort giftet, das sich als Mitgift in unserer Sprache erhalten hat und diesen Zusammenhang noch deutlicher werden lässt.“ (Hemming 2002, S.13)

    Der Begriff (Hoch-) Begabung wird oft synonym verwendet mit überdurchschnittliche Begabung, besondere Begabung, Talent, Experte/Expertise, Genie/Genialität, Spitzenbegabung, Hochintelligenz, intellektuelle Kreativität, Wunderkind. Wobei es Experten gibt die behaupten, Begabung sei nur Teil der Intelligenz, oder nur angeboren und nicht abhängig von anderen Faktoren.

    Häufig wird Begabung einfach mit Intelligenz und Talent gleichgesetzt oder als angeborene Komponente der Intelligenz gesehen. Auch als die funktionale Wechselwirkung der aktualisierten Intelligenz mit deren aktualisierten Stützfunktionen kann der Begriff in Verbindung gebracht werden (vgl. Schenk-Danzinger 1972, S. 109). „Sehr hohe Intelligenz, wie sie der Intelligenztest misst, ist ein populäres Kriterium um Menschen als begabt oder hochbegabt zu bezeichnen. Dies ist jedoch sehr umstritten, da der Intelligenzquotient meist auch vom angewandten Test abhängig ist.“ (vgl. Landscheidt 2006). Auf der anderen Seite gibt es Definitionen von „Begabung“ die breiter geschlagen sind: „Unter Begabung versteht man Leistungsdisposition auf allen Gebieten, die als spezielle oder allgemeine Fähigkeit durch Leistungen im weitesten Sinn erschlossen werden können. Begabung ist nicht nur kognitive Begabung sondern auch künstlerische, kreative, technische oder sportliche Begabung.“ (Wehle 1973, S. 28).

    „Wir wissen in der Regel nicht, ob es vorgegebene Begabungsschwerpunkte, ob es spontane Neigungen oder ob es extremprovozierte Interessen sind, die den einen zum sprachlich-ästhetischen Ausdruck, die andere zum mathematischen Grübeln, den dritten zum naturwissenschaftlichen Experimentieren und eine vierte zur Welt der Technik hinzieht. Begabung, Motivation, die Erfahrung eigener Leistung und die damit verbundene Anerkennung durch andere, stehen in einer dynamischen Wechselwirkung, schaukeln sich gegenseitig auf, verstärken sich und führen mittelfristig zur Entwicklung intelligenter ExpertInnen. (…) Unter diesen Umständen wäre es entwicklungspsychologisch, bildungspolitisch und individualpädagogisch völlig verfehlt, sich bei der Begabungsförderung auf eine kleine, rigide definierte Gruppe von hochintelligenten Kindern mit einem bestimmten IQ zu beschränken. Viele einseitig begabte oder lediglich gut befähigte Kinder haben auf den verschiedensten kulturellen Feldern exzellente Leistungen hervorgebracht“ (Weinert 2001, S. 28). Es ist auch umstritten ob Begabung nun angeboren ist oder irgendwie beeinflussbar. „Begabung kann durch planmäßige Übung bis zu einer oberen Leistungsgrenze gesteigert werden, bei Vernachlässigung aber verkümmern (Hehlmann 1965, S. 50),

    Obwohl die Auffassungen darüber, worum es sich bei dem Begriff Begabung handelt, stark auseinander gehen, kann davon ausgegangen werden, dass folgende Definition auf weitgehende Akzeptanz stößt und einem minimalen Konsens zwischen den verschiedenen Forschungsrichtungen entspricht: „Begabung ist erstens das Potential eines Individuums zu ungewöhnlicher oder auffälliger Leistung, also die Kompetenz eines Menschen. Sie ist darüber hinaus zweitens ein Interaktionsprodukt, in dem die individuelle Anlagepotenz mit der sozialen Umgebung in Wechselwirkung steht“ (Stamm 1999, S. 10).

    Kulturelle Unterschiede

    Von Kultur zu Kultur unterschieden sich die Definitionen von Begabung und Talent sehr stark, denn etwa in streng islamisch ausgerichteten Gesellschaften wird zum Beispiel die Fähigkeit, lange Teile des Korans auswendig lernen zu können, als Begabung
    betrachtet. Dies gilt jedoch nur für Buben. In vielen Teilen der Welt ist es nicht erwünscht, dass SchülerInnen Fakten hinterfragen und diskutieren. Das unterdrückt die Entwicklung von Begabungen, die sich nicht nur auf das Auswendiglernen beschränken. In der westlichen Erziehung wird Neugierde jedoch gefördert, und hochbegabte Kinder sind normalerweise diejenigen, die ihrer Altersgruppe schulisch weit voraus sind. Die „Talentierten“ dagegen werden als kleine Virtuosen betrachtet, die sich in Anerkennung sonnen. Geschlechtsunterschiede bei der Defi  nition von Begabung schwanken selbst zwischen den USA und Großbritannien sehr stark (Freeman, 2003).

    Literatur
    Freeman, J. (2003). Gender differences in gifted achievement in Britain and the USA. Gifted Child Quarterly, 47, 202–211.
    Hemming, J.(2002). Begabung und Selbstkonzept: Eine qualitative Studie unter Semiprofessionellen Musikern in Rock und Pop. Münster: LIT Verlag.
    Schenk-Danzinger, Ch. (1972, 3. Auflage). Pädagogische Psychologie. Österr. Bundesverlag für Unterricht, Wiss. und Kunst.
    Wehle, G. (1973). Pädagogik Aktuell. Erziehung und Erziehungswissenschaften. Kösel: Verlag München.
    Weinert, F. E.(2001): Begabung und Lernen. Voraussetzung von Leistungsexzellenz. In: Journal für
    Begabtenförderung 1/2001. – Innsbruck: StudienVerlag.
    Landscheidt, K. (2006). Begrifflichkeit „Begabung“ – „Intelligenz“ Online im Internet: WWW: http://www.learn-line.nrw.de/ angebote/schulberatung/main/foyer/lands/hobedef.html (2006-04-02)
    Hehlmann, W. (1965). Wörterbuch der Psychologie. Stuttgart: Alfred Kröner.
    Stamm, M.(1999): Begabungsförderung in der Volksschule – Umgang mit Heterogentität. – Aarau.


    Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl :::

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert